Erfinder baut Superschiff Der "Ghost" könnte aus der Batman-Höhle stammen

Kittery · Ein Erfinder baut ein revolutionäres Schiff: Dank Superkavitation und Gyroskopen soll das Boot auch bei Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern in unruhiger See noch stabil im Wasser liegen.

"Ghost" - das Schiff der Zukunft
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Gregory Sancoffs Erfindung heißt "Ghost", übersetzt "Geist", und der Name passt. Das kantige Schiff sieht futuristisch aus, wie ein Tarnkappen-Jet, der nicht fliegt, sondern vom Wasser getragen wird. Es ruht auf Unterwasser-Röhren, die wie Torpedos geformt sind, angetrieben von zwei 2000-PS-Gasturbinenmotoren. Gyroskope sorgen für eine ruhige Lage auch in rauerer See.

Das alles klingt gut. Aber traurigerweise sieht es zurzeit danach aus, dass niemand dieses Superding haben will, selbst wenn es so gut funktionieren sollte wie angepriesen. Denn mit "Ghost" schuf Sancoff ein Kriegsschiff, das die US-Marine nach eigenen Angaben nicht benötigt. Dabei, so sagt der reiche Erfinder, Gründer und Topmanager von Juliet Marine Systems, "ist es ein revolutionäres System. Niemand hat bisher so etwas wie dies hier gebaut, sogar auch die Marine nicht."

Der "Geist" hat nach seinen Angaben Unterwasser-Vorrichtungen, die von der Superkavitation Gebrauch machen. Das ist im Kern ein Vorgang, bei dem ein Körper so schnell von Wasser umströmt ist, dass sich eine gasgefüllte Blase bildet. Der Reibungswiderstand des Wassers wird verringert, das Objekt kann sich schneller bewegen. Diese Technologie, so sagt Sancoff, wird das Schiff schnell machen. Bisher hat es 56 Stundenkilometer erreicht, aber der Erfinder glaubt, dass es auf fast 100 Stundenkilometer kommen kann - und dabei selbst in unruhiger See stabil bleibt.

Prototy-Entwicklung kostete bisher 15 Millionen Dollar

Der Prototyp hat den Entrepreneur 15 Millionen Dollar (12,3 Millionen Euro) gekostet, und er hofft weiter, dass die Marine kauft. Das wäre dann ein ungewöhnlicher umgekehrter Prozess: Normalerweise stellt das Militär einen Bedarf fest, holt dann Angebote ein und versucht, die nötigen Finanzen zusammenzubekommen.

Sancoff betreibt seine Firma in einem gemieteten Lagerhaus auf dem Gelände der Marine-Werft Portsmouth bei Kittery (Maine). Die Idee für das 18 Meter lange Schiff kam ihm, nachdem es Terroristen im Jahr 2000 beinahe gelungen war, mit einem kleinen Boot voller Sprengstoff die "USS Cole" vor der Küste Jemens zu versenken.

Sancoff glaubt, dass die Marine ein schnelles Patrouillenboot braucht, um größere und kostspieligere Kriegsschiffe dann zu schützen, wenn sie am verwundbarsten sind: etwa, wenn sie die Straße von Hormus am südlichen Ende des Persischen Golfes passieren. Dass sein "Ghost" eine so stabile Wasserlage hat, mache ihn zu einer idealen Plattform für Waffensysteme - und den Transport von Angehörigen der Eliteeinheit Navy Seals.

Das Prinzip Superkavitation

Das Prinzip der Superkavitation ist bereits zur Herstellung von Hochgeschwindigkeitstorpedos genutzt worden. Sancoff zufolge ist er der erste, der es für den Antrieb eines Oberwasser-Kriegsschiffes angewendet hat. Doppel-Propeller wurden vorn am Schiff angebracht anstatt hinten, und Unterwasser-Querruder kontrollieren das Gefährt, das sich beim Drehen wie ein Flugzeug schräg legt.

So überzeugt war Sancoff von seinem Konzept, dass er eine Firma gründete und das Schiff baute. Die Marine habe aber derzeit keinen Bedarf, sagt Chris Johnson, Sprecher für das Naval Sea Systems Command. Das Design sei aber zumindest einen näheren Blick wert, selbst wenn es sich als ungeeignet für den militärischen Gebrauch herausstelle, findet der pensionierte Admiral Pete Daly, Chef des U.S. Naval Institute. Das ist eine unabhängige und überparteiliche Einrichtung in Annapolis (Maryland). "Das Antriebssystem könnte wertvoll für andere Anwendungen sein", so Daly. "Man muss die Tür für Innovation offenhalten."

Sancoff hofft darauf, dass er das Militär irgendwann doch überzeugen kann. "Immer, wenn man etwas so Ungewöhnliches baut, stößt man auf Leute, die es einfach nicht verstehen", sagt der Unternehmer. "Man muss wirklich etwas Zeit darauf verwenden zu begreifen, um was es sich hier handelt."

Aber leicht wird seine Überzeugungsarbeit nicht. Sogar in besten finanziellen Zeiten neigt die Navy dazu, größere und vielseitige Schiffe zu kaufen als kleinere mit sehr begrenzten Einsatzmöglichkeiten. Und derzeit muss die Marine - ebenso wie die anderen US-Teilstreitkräfte - auch noch kräftig sparen.

Sancoff denkt daran, auch das Militär in anderen Ländern anzusprechen, und er möchte eine neue Version bauen, die vielleicht etwas größer ist. Er glaubt, dass das Schiff dann für mehr Operationen eingesetzt werden könnte - etwa gegen U-Boote. Sein "Ghost" sitzt derweil fest, ohne auch nur irgendeine Aufgabe in Sicht.

(ap)
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