Frau des legendären Palästinenserführers Suha Arafat: Die ungeliebte Witwe eines Volkshelden

Ramallah · Beliebt war Suha, die Frau von Jassir Arafat, bei den Palästinensern nie. Und ihre Rolle bei der Aufklärung der Todesursache des legendären Palästinenserführers hat das nicht besser gemacht.

Nur sie hätte eine Autopsie Arafats genehmigen können, der 2004 im Alter von 75 Jahren nach kurzer mysteriöser Krankheit in einem französischen Militärhospital gestorben war. Sie tat es nicht, obwohl sie schon vor seinem Tod den Verdacht geäußert hatte, er werde vergiftet.

Acht Jahre später, als es eigentlich schon zu spät war, brachte sie die Geschichte dann doch wieder ins Rollen. 2012 übergab sie dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira persönliche Gegenstände ihres Mannes, an denen Schweizer Experten dann Spuren der tödlichen Substanz Polonium 210 fanden.

Die 34 Jahre jüngere ehemalige Sekretärin des Volkshelden hatte als Tochter aus einer wohlhabenden palästinensischen Familie aus Ramallah in Revolutionskreisen nie den richtigen Stallgeruch. Viele Palästinenser nahmen es dem "ewigen Junggesellen" Arafat fast übel, dass er 1990 in Tunis die blondierte Frau mit französischer Erziehung heirate, hatte er doch einmal im Überschwang verkündet, er sei nur "mit Palästina verheiratet". Suha war damals 27, Arafat 61. Wenn schon eine Ehefrau, dann doch wenigstens eine Widerstandskämpferin oder eine Frau aus einem der vielen Flüchtlingslager, aber keine zum Islam konvertierte Christin wie Suha.

Als Arafat Tunis verließ und nach den ersten Friedensabkommen mit Israel seinen Sitz 1993 nach Ramallah im Westjordanland und in den Gazastreifen verlegte, folgte ihm seine Frau. Doch das Leben dort war für Suha Arafat, die sich gelegentlich beklagte, dass ihr Mann nie Zeit für sie hätte, nicht einfach. Viele Gefolgsleute Arafats waren ihr wegen politischer und unternehmerischer Aktivitäten feindlich gesonnen. Zudem wurde ihr ein verschwenderischer Lebensstil und die Unterschlagung internationaler Hilfsgelder vorgeworfen.

Auch Arafat beklagte sich gelegentlich über ihre Geschäfte. Ende der 1990er Jahre soll er sie dann gezwungen haben, aus Ramallah zu verschwinden. Mit der gemeinsamen, 1995 geborenen Tochter Sahwa zog sie schließlich nach Paris. Dort erhielt sie von ihrem Mann aber weiterhin großzügige Zahlungen, die ihr einen mondänen Lebensstil ermöglichten. Auch heute soll sie noch eine Witwenrente aus Ramallah beziehen.

Nur einmal kehrte sie noch zu ihrem Mann nach Ramallah zurück, 2004, als Arafat schon todkrank war. Sie begleitete ihn nach Paris und versuchte bis zu seinem Tod, Mitstreiter ihres Mannes von ihm fern zu halten. Heute lebt sie auf Malta.

(dpa)
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