Zwei Monate nach dem Fährunglück in Südkorea "Sewol"-Crew bekennt sich "nicht schuldig"

Gwangju · Die Besatzung der vor acht Wochen gekenterten südkoreanischen Fähre "Sewol" weist die strafrechtliche Verantwortung für das Unglück mit 300 Toten von sich. Bei einem Haftprüfungstermin bekannten sich am Dienstag elf der 15 inhaftierten Crew-Mitglieder "nicht schuldig" zum Vorwurf der fahrlässigen Tötung und der unterlassenen Hilfe.

 Die Anhörung in Südkorea.

Die Anhörung in Südkorea.

Foto: afp, AY/RAB

Die übrigen vier sollen sich nächste Woche äußern. Die Anhörung vor dem Bezirksgericht in Gwangju fand in extrem feindseliger Atmosphäre statt. Zuschauer fluchten, schrien und weinten beim Auftritt der Besatzungsmitglieder, die mit gesenkten Häuptern vor den Richtern standen. Einen Aufschrei gab es, als einer von ihnen zu lächeln schien. Der Richter ermahnte die Beschuldigten zum Respekt und die Zuschauer zur Ruhe.

Am 16. April war die Fähre mit mehr als 470 Menschen an Bord nahe der Stadt Mokpo im Südwesten des Landes gekentert. Bei den Opfern handelt es sich überwiegend um Schüler. Nur 172 Menschen überlebten, unter ihnen 22 der 29 Mannschaftsmitglieder. Geborgen wurden 289 Tote, 15 Menschen gelten offiziell noch als vermisst.

Ein Komitee von Angehörigen der Opfer verlangte in einer Erklärung harte Strafen für die Besatzung. Einer der Zuschauer bei dem Gerichtstermin forderte sogar: "Alle sollten zum Tode verurteilt werden."

Allen überlebenden Crew-Mitgliedern, die mit dem Steuern des Schiffes betraut gewesen waren, werden offiziell Fahrlässigkeit und Versäumnisse beim Schutz der Passagiere vorgeworfen. Kapitän Lee Joon Seok und drei weiteren Besatzungsmitgliedern werden sogar des Totschlags beschuldigt, weil sie das Schiff trotz der Not der Passagiere verlassen haben sollen. Das Delikt könnte theoretisch die Todesstrafe nach sich ziehen, allerdings ist in Südkorea seit 1997 niemand mehr exekutiert worden. Der Anwalt des Kapitäns stritt Fehlverhalten seines Mandanten ab.

Einige der Beschuldigten erkannten bei der Anhörung zwar ihre verantwortliche Rolle an, bestritten aber, dass sie das Sinken der Fähre verursacht hätten. Tatsächlich hätten sie wenig Kontrolle über die Stabilität des Schiffs gehabt, das zu viel Fracht an Bord gehabt habe.

Richter Lim Joung Youb betonte, das Gericht werde die Rechte der Beschuldigten ebenso garantieren wie die der Opfer. Die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye hatte das Verhalten der Crew nach dem Unglück allerdings bereits als "mörderisch" gebrandmarkt.

(AP)
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