Stromausfall: Fehler lag offenbar in Ohio

Washington/New York (rpo). Die Ursache des größten Stromausfalls der Geschichte Nordamerikas ist offenbar gefunden: Drei fehlerhafte Stromleitungen im US-Staat Ohio nahe Cleveland sollen der Auslöser gewesen sein.

Das teilte Michehl Gent vom Nordamerikanischen Rat für Elektrische Zuverlässigkeit (NERC) am Samstag mit. "Viele fragen sich, wie konnte das passieren. Dies fragen wir uns auch". Es müsse jetzt geklärt werden, warum dieser Defekt einen so folgenschweren Blackout nach sich ziehen konnte, sagte Gent am Samstag (Ortszeit) in den US- Medien. Innerhalb von nur drei Minuten hatten sich am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Kettenreaktion mehr als 20 Kraftwerke in den USA und Kanada automatisch abgeschaltet.

Mehr als 50 Millionen Menschen waren stundenlang von der Elektrizität abschnitten. Kanadische und US-Stellen hatten sich zunächst gegenseitig die Schuld an dem Desaster zugewiesen. US-Präsident George W. Bush und Kanadas Premierminister Jean Chrétien einigten sich dann aber auf die Bildung einer gemeinsamen speziellen Einsatzgruppe zur Analyse der Blackout- Ursache und zur Erarbeitung von Empfehlungen.

Rund zwei Stunden vor dem massiven Stromausfall am Donnerstag kurz nach 16.00 Uhr (Ortszeit) war ein Kraftwerk der FirstEnergy in Eastlake in Ohio ausgefallen, berichtete der US-Nachrichtensender CNN in der Nacht zum Sonntag. "Einige unserer Stromleitungen waren defekt, und das Eastlake-System schaltete sich ab", zitierte CNN einen Sprecher der Firma. In einer Stellungnahme der Firma hieß es weiter, das Überwachungssystem des Stromnetzes habe keine weiteren gravierenden Probleme angezeigt. Von dem Computersystem wurde kein Alarm ausgelöst, es arbeitete offenbar nicht exakt.

Kettenreaktion sorgte dann für das große Chaos

Eine Stunde nach dem technischen Defekt bei FirstEnergy fielen laut CNN nacheinander drei weitere Hochspannungsleitungen in Ohio aus. Ein regionales Überwachungssystem (MISO) im mittleren Westen registrierte danach den Ausfall weiterer Überlandleitungen anderer Stromversorger. Infolge dieser Störung im Leitungsnetz schalteten sich dann insgesamt zwanzig Kraftwerke, davon neun Atomkraftwerke, ab und verursachten damit den gigantischen Stromausfall.

Die Menschen im Nord-Osten der USA und Kanada hatten auch nach der Rückkehr des Stroms am Samstag mit den Auswirkungen des Stromausfalls zu kämpfen. In Cleveland am Erie-See (Ohio) wurden die Bürger aufgerufen, Trinkwasser das gesamte Wochenende über abzukochen. Soldaten der Nationalgarde verteilten frisches Wasser aus Tankwagen. Die Behörden befürchten, dass das Trinkwasser wegen ausgefallener Pumpanlagen und Notfall-Systeme verschmutzt sein könnte. Die Autometropole Detroit litt unter Benzinmangel.

In New York funktionierte nach Angaben der Behörden am Samstag der U-Bahn-Verkehr wieder weitgehend. Auch die meisten Restaurants konnten wieder öffnen, nachdem ihre Besitzer Tonnen verdorbener Lebensmittel aus den ausgefallenen Kühllagern entsorgt hatten. Der wirtschaftliche Schaden für die Stadt sei erheblich, hieß es. Seit am Donnerstag der Strom wegblieb, entgingen den Unternehmen der Millionen-Metropole nach Schätzungen vom Samstag Einnahmen in Höhe von rund 750 Millionen Dollar (rund 670 Millionen Euro).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort