In der Sixtina muss der Heilige Geist wirken Strenge Regeln bei der Papstwahl

Rom · Die Wahl des neuen Papstes ist streng reglementiert. Vor allem darf es keinen Wahlkampf geben – offiziell jedenfalls. Und obwohl die Zeit mächtig drängt, haben sich die Kardinäle nicht aus der Ruhe bringen lassen. Am Freitag fiel die Entscheidung, dass das Konklave zur Wahl des neuen Papstes am Dienstag erstmals zusammenkommen wird. Gut eineinhalb Wochen wird man dann Zeit haben, einen Nachfolger für Papst Benedikt XVI. zu finden.

Das sind die Regeln für die Wahl eines neuen Papstes
8 Bilder

Das sind die Regeln für die Wahl eines neuen Papstes

8 Bilder

Die Wahl des neuen Papstes ist streng reglementiert. Vor allem darf es keinen Wahlkampf geben — offiziell jedenfalls. Und obwohl die Zeit mächtig drängt, haben sich die Kardinäle nicht aus der Ruhe bringen lassen. Am Freitag fiel die Entscheidung, dass das Konklave zur Wahl des neuen Papstes am Dienstag erstmals zusammenkommen wird. Gut eineinhalb Wochen wird man dann Zeit haben, einen Nachfolger für Papst Benedikt XVI. zu finden.

Warum auch diese Eile? Weil dann die Karwoche beginnt und das Osterfest, das ohne einen neuen Pontifex undenkbar ist. Es wäre, wie es neumodisch heißt: eine Art medialer Supergau. Eine weiterhin verwaiste Loggia zum Osterfest könnte leicht als das traurige Zeichen einer Weltkirche verstanden werden, die selbst an christlichen Hochfesten nicht mehr den Gläubigen dienen kann, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Wer könnte den Segen "Urbi et Orbi" sprechen — für die Stadt und die Welt?

Doch erst einmal wird in den nächsten Tagen die Welt Zaungast einer Wahl sein, die keine Wahl im herkömmlichen Sinne ist, sondern die Umsetzung eines festgelegten Regelwerks. Die Zeit der Entscheidung aber hat schon früher begonnen, nämlich schon mit dem Vorkonklave in diesen Tagen. Dabei ist es den 115 Kardinälen aus aller Welt um zwei Dinge gegangen: Sie wollten erst einmal ihre Mitbrüder kennenlernen und zudem einiges über den Zustand von Vatikan und Kurie erfahren. Und diesmal war das Interesse an der Finanzlage sowie den Hintergründen zur "Vatileaks"-Affäre besonders groß. Weit über 100 Wortmeldungen zeugen von einer Debattenfreude, die in Bischofs- und Kardinalsversammlungen nicht sonderlich ausgeprägt ist.

All das hat das Vorkonklave in die Länge gezogen. Doch gilt die Regel: Je länger das Vorkonklave, desto kürzer das Konklave. Anders gesprochen: Je genauer und umfangreicher die Informationen, desto schneller die Wahl des neuen Papstes. Zumal eins verboten ist: so etwas wie Wahlkampf. Offiziell jedenfalls. Inoffiziell gibt es an den Abenden des Vorkonklave — zu dem die Kardinäle noch nicht im Vatikan wohnen müssen — diverse Gesprächszirkel. Hinterräume vieler Pizzerien im benachbarten Viertel von Aurelio sind in diesen Tagen reserviert.

Das sind gewissermaßen die letzten Außenkontakte der Kardinäle, ehe sie nach einer gemeinsamen Messe ins Konklave ziehen. Das findet in der Sixtinischen Kapelle statt, die an die Petruskirche angrenzt und benannt ist nach dem auftraggebenden Papst, Sixtus IV. (1471—1484). Die Sixtina sollte damals dem päpstlichen Hof auch als Flucht- und Schutzraum dienen.

Eine solche Bestimmung erscheint heutzutage kaum noch vorstellbar, gilt die Sixtina doch als eins der größten Kunstwerke besonders mit dem imposanten Deckenfresko des Michelangelo; im Mittelpunkt zeigt es Gottvater, der mit ausgestrecktem Finger Adam zum Leben erweckt. Nicht wenige Touristen können den Blick davon kaum abwenden und verlassen die Sixtina folglich mit erheblichen Nackenschmerzen.

An normalen Tagen besuchen 20 000 Touristen jene Kapelle, die mit 40,23 Meter Länge, 13,40 Meter Breite und 20,70 Meter Höhe dem Salomontempel in Jerusalem entsprechen soll; den hatten die Römer im Jahre 70 n. Chr. zerstört. Zum geheimen Konklave verkündet der Zeremonienmeister: "Extra omnes", alle hinaus, die nicht wahlberechtigt sind. Wer dann in der Sixtina entscheidet, ist der Heilige Geist. Doch bis Konklavebeginn geht es dort noch irdisch zu: Derzeit werden die Steinmosaike mit Teppich bedeckt und die Holzbänke für die Kardinäle mit gepolsterten Stühlen aus Kirschbaumholz getauscht.

(RP/pst/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort