Paris Strauss-Kahns Ehe vor dem Aus?

Paris · Es wird einsam um Dominique Strauss-Kahn. Seit den Affären um das New Yorker Zimmermädchen Nafissatou Diallo und die französische Romanautorin Tristane Banon gilt der ehemalige Super-Banker, den die Franzosen bis Mitte des Jahres noch als künftigen Präsidenten ihres Landes gesehen hatten, nicht nur politisch als "tot".

Anne Sinclair - Gattin von Dominique Strauss-Kahn
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Anne Sinclair - Gattin von Dominique Strauss-Kahn

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Jetzt wenden sich auch zahlreiche Freunde und Parteigenossen von dem Sozialisten ab. Mehrere französische Zeitungen berichten von einem Mann, der "isoliert" und verzweifelt" sei.

Das Fass zum Überlaufen brachte wohl der jüngste Skandal, in dessen Zusammenhang "DSK" immer wieder zitiert wird: Der um Zuhälterei und Call-Girl-Partys in mehreren Luxus-Hotels. "DSK — eine tragische Vaudeville-Posse" titelte das politische Wochenmagazin "Le Point" über dem Porträt des sichtlich angeschlagenen einstigen Spitzenpolitikers.

Er sei alleine, verzweifelt, gar deprimiert, heißt es, unfähig, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Und angeblich soll er inzwischen selbst von einer "Krankheit" sprechen. Das berichtet zumindest die Zeitung "Le Journal du Dimanche" und zitiert einen Vertrauten, der anonym bleiben will: "Er hat mir dieser Tage zum ersten mal gesagt, dass er sich behandeln lassen müsse. Er hat zugegeben, krank zu sein".

"Das Maß ist voll"

Hatten etliche Franzosen, allen voran linke Sympathisanten, DSK lange noch die Stange gehalten, ist dieser Rückhalt seit den jüngsten Enthüllungen in der Callgirl-Affäre offenbar drastisch eingebrochen: 70 Prozent der Linkswähler haben einer Umfrage zufolge inzwischen eine negative Meinung von ihrem einstigen Star.

Die Berichte — ob wahr oder nicht — über einen Zuhälterring in Luxus-Hotels sowie Sex-Partys mit Prostituierten, waren der berühmte Tropfen zu viel — auch für Parteifreunde, die sich lange für ihn als Präsidentschaftskandidaten eingesetzt hatten: "Das Maß ist voll", wird ein ehemaliger Weggefährte zitiert, "das Kapitel DSK ist beendet" ein anderer.

Kaum eine Woche vergeht derzeit, da nicht neue Details aus der Affäre bekannt werden. Gegen mehrere Verdächtige wird ermittelt, unter ihnen auch den Direktor des Viersterne-Hotels Carlton im nordfranzösischen Lille sowie einen in Belgien aktiven französischen Zuhälter. Letzterer soll das Carlton und andere Hotels in Lille mit Mädchen aus Belgien "beliefert" haben.

"Bösartigen Unterstellungen"

Der Sicherheitschef der Region von Lille steht im Verdacht, dieses Treiben nicht nur gedeckt, sondern überdies selbst Sex-Partys mitorganisiert zu haben, an denen DSK in Paris, New York sowie am früheren Amtssitz des IWF in Washington teilgenommen haben soll. Warum, so fragen sich die Ermittler erstaunt, wurden die Kosten dafür teilweise von französischen Unternehmen getragen und gab es dafür Gegenleistungen und wenn ja, welche?

DSK selbst spricht von "bösartigen Unterstellungen", einer "medialen Lynchjustiz" und fordert seine rasche Vernehmung — bisher vergeblich. Außerdem kündigten er und seine Frau Anne Sinclair an, gerichtlich gegen die Medien vorzugehen, die ihr Privatleben verletzten.

In einer Stellungnahme verurteilten ihre Anwälte gestern Berichte "über die vorgeblichen Absichten oder Gefühlszustände von Anne Sinclair und Dominique Strauss-Kahn", diese zeugten von "widerlichsten Voyeurismus". Eine klare Gegenattacke auf die zahlreichen Artikel in der französischen Presse, die von Spannungen des Paars berichten.

Ausgerechnet DSKs treueste Unterstützerin, Anne Sinclair, mit der er seit bald 20 Jahren verheiratet ist, soll eben diesen Berichten zufolge langsam die Geduld mit ihrem Mann verlieren. "Das Wort Scheidung ist kein Tabu mehr", schreibt gar "Le Parisien" und beruft sich dabei auf namentlich nicht genannte Vertraute.

Bisher hatte Sinclair, die bis Ende der 90er Jahre ein berühmter Fernsehstar war, ihren Mann jedenfalls stets vorbehaltlos unterstützt. Nun ist in Frankreich eine neue Biografie über die heute 63-Jährige erschienen: "Anne Sinclair — Femme de tête, dame de coeur" (sinngemäß: Power-Frau und Herzdame) heißt das Buch, das ihre schillernde Karriere nachzeichnet und ein insgesamt positives Bild von der Frau liefert, die einst zunehmend "Madame Strauss-Kahn" geworden war.

Dass sie darin die Heldin ist, dürfte ihr nach all den Affären um ihren Mann wohl eine angenehme Abwechslung sein — egal ob es stimmt, dass Mme Strauss-Kahn künftig wieder Anne Sinclair wird, oder nicht.

(RP/pst/csr)
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