Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr Die Niederlande blitzen jetzt Handy-Sünder am Steuer

Den Haag · Immer mehr Unfälle im Straßenverkehr werden durch Ablenkung durch Smartphones oder andere elektronische Geräte verursacht. Und die Dunkelziffer ist vermutlich recht hoch, weil kaum jemand gerne zugeben möchte, unerlaubterweise mit dem Handy beschäftigt gewesen zu sein.

 Blitzer sollen in den Niederlanden die Smartphone-Sünder am Steuer ermitteln.

Blitzer sollen in den Niederlanden die Smartphone-Sünder am Steuer ermitteln.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Als erstes Land der Europäischen Union testen die Niederlande nun einen Blitzer, der mit Unterstützung künstlicher Intelligenz die Smartphone-Nutzer am Steuer ausfindig machen soll. „Künstliche Intelligenz hat der Kamera beigebracht, zu erkennen, ob ein Fahrer während der Fahrt ein mobiles elektronisches Gerät in der Hand hält“, heißt es in einer Pressemitteilung der niederländischen Polizei. Dann blitzen die Geräte den Fahrer und das Kennzeichen. Anschließend wird das Material von Polizeibeamten gesichtet, die dann feststellen müssen, ob der Fahrer tatsächlich ein elektronisches Gerät in der Hand hält. In dem Fall muss er mit einem Bußgeld von bis zu 240 Euro rechnen.

Auch in Australien kommen solche Geräte bereits zum Einsatz. In einer sechsmonatigen Testphase wurden im Bundesstaat New South Wales mehr als 100.000 Autofahrer mit Smartphone in der Hand abgelichtet. Seit Anfang Dezember sind die Kameras regulär im Einsatz. Die Verkehrsbehörden teilten mit, dass innerhalb der kommenden zwei Jahre die Zahl der Verkehrstoten um ein Drittel gesenkt werden soll. Seit 2012 hatte es in New South Wales 182 Unfälle mit Toten und Verletzten gegeben, bei denen ein Fahrer ein Smartphone in der Hand hielt.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen wird in den Niederlanden auf eine mögliche Gesichtserkennung verzichtet – wohl auch, weil die Technik dazu noch nicht ausgereift ist. Bei einem Test in New York Anfang 2019 erkannte das System wegen hoher Geschwindigkeiten keine Gesichter der Fahrer. Daher wird diese Technik in Deutschland zunächst auch nicht eingesetzt. "In Deutschland haben wir keine Halterhaftung bei derartigen Verstößen", erklärt ADAC Juristin Kristina Benecke. Das bedeutet, dass der Fahrer ermittelt werden muss, um ein Bußgeld verhängen zu können. Das wäre in diesem Fall wohl nicht möglich.

100 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg – das erwartet die Smartphone-Nutzer am Steuer in Deutschland. Wenn eine Gefährdung entsteht oder es tatsächlich zu einem Unfall kommt, droht eine höhere Strafe, zu der auch ein Fahrverbot zählt.

(mwi)
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