Fürs Klima Stadt Helsinki verzichtet weitgehend auf Fleisch

Helsinki · Im Rathaus von Helsinki ist Fleisch bald tabu. In bestimmen Fällen soll es aber Ausnahmen geben, worüber der Bürgermeister nicht ganz unglücklich ist.

Das Rathaus von Helsinki will dem Klima zuliebe künftig bei Seminaren, Personalsitzungen, Empfängen und anderen Veranstaltungen kein Fleisch mehr auftischen. Um den CO2-Fußabdruck der finnischen Hauptstadt zu verringern, würden ab Januar vegetarische Gerichte und lokaler Fisch aus nachhaltiger Zucht angeboten, teilte Liisa Kivelä, Kommunikationsdirektorin der Stadtverwaltung, im Interview der Nachrichtenagentur AP am Donnerstag mit. Von der Speiseplanänderung ausgenommen würden von der Stadt betriebene Schulen und Kantinen.

Bei bestimmten „ranghohen Visiten oder ähnlichen Veranstaltungen“, die von Bürgermeister Juhana Vartiainen oder Top-Funktionären organisiert würden, sei eine Abweichung von der Regel ebenfalls möglich. Vorschrift sei künftig auch, dass Kaffee, Tee oder bei einschlägigen Events angebotene Nahrungsmittel wie Bananen aus fairem Handel stammen müssten. Hafermilch werde herkömmliche Milch ersetzen, Snacks und Getränke dürfen nicht länger in Einwegverpackung gereicht werden.

Die Stadtverwaltung gab an, die Maßnahme sei Teil groß angelegter Bemühungen mit dem Ziel, „die Klimaauswirkungen von Lebensmitteln zu reduzieren und den Umfang der von der Stadt genutzten natürlichen Ressourcen zu verringern“.

Helsinkis Bürgermeister Vartiainen zeigte sich froh, dass das Rathaus in einigen Fällen noch an Fleisch festhält. „Sollte zum Beispiel der König von Schweden zu Besuch kommen, könnte heimisches Wild angeboten werden“, sagte er der finnischen Zeitung „Iltalehti“. „Oder eine bestimmte Gruppe, bei der es normal wäre, Fleisch anzubieten - da muss es Einsicht und gesunden Menschenverstand geben.“ Vartiainen trat sein Amt erst im August an.

Die Entscheidung des Stadtrats spaltete dennoch Bürger und Politiker, wie sich an Reaktionen in den sozialen Medien zeigte. Dort entspann sich eine hitzige Debatte über das Für und Wider. Abgeordnete mit Wählern im ländlichen Finnland, wo die Jagd populär und oft Wild auf den Tisch kommt, zeigten sich besonders irritiert. Ausländischen Würdenträgern wird auch häufig Fleisch von lokal gezüchtetem Rentier serviert.

Nach Angaben des finnischen Instituts für natürliche Ressourcen ist der Fleischkonsum in dem Land mit rund 5,5 Millionen Einwohnern aber zwei Jahre in Folge gesunken. Immer mehr Menschen greifen bei Heißhunger auf Burger, Würstchen und Hackfleisch zu pflanzlichen Alternativen.

(zim/dpa)
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