Prozess um Terroranschlag in Boston Staatsanwaltschaft: Dschochar Zarnajew hegte Mordgelüste

Boston · Der mutmaßliche Attentäter vom Boston-Marathon, Dschochar Zarnajew, hegte der Staatsanwaltschaft zufolge Mordgelüste. Die Verteidigung dagegen sagt, der Angeklagte folgte seinem Bruder.

Dschochar Zarnajew vor Gericht in Boston
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Er habe sich bei dem Traditionslauf als Zuschauer ausgegeben, doch "er hatte Mord in seinem Herzen", sagte Staatsanwalt William Weinreb beim Prozessbeginn in Boston am Mittwoch. "Er legte eine Bombe direkt neben eine Reihe von Kindern", so der Staatsanwalt. "Einige verbluteten auf dem Bürgersteig, während der Angeklagte davonlief."

Weinreb zeichnete in seinem Eröffnungsplädoyer das Bild eines radikalisierten jungen Mannes mit extremistischen muslimischen Idealen. Zarnajew habe gedacht, mit dem Anschlag "seinen Platz im Paradies zu verdienen", indem er Amerikaner töte und die US-Regierung so davon abhalte, Terroristen im Ausland ins Visier zu nehmen.
Während Opfer des Attentats im Krankenhaus darauf gewartet hätten, zu erfahren, ob ihre Gliedmaßen amtutiert werden müssten, habe sich Zarnajew benommen, "als habe er nicht eine Sorge auf der Welt", sagte Weinreb.

Seinen Verteidigern zufolge folgte Zarnajew bei dem Terroranschlag der Führung seines älteren Bruders Tamerlan. "Tamerlan wurde besessen vom gewalttätigen radikalen Islam", sagte Verteidigerin Judy Clarke in ihrem Eröffnungsplädoyer in dem Prozess am Mittwoch. "Es war Tamerlan Zarnajew, der sich selbst radikalisierte, es war Dschochar, der ihm folgte."

Clarke bezeichnete das Attentat als "sinnlose, schreckliche, fehlgeleitete Tat zweier Brüder", das "drei Menschenleben ausgelöscht" habe und das Leben anderer für immer verändert habe. "Doch (Dschochar Zarnajew) kam auf einem sehr anderen Weg zu seiner Rolle als von der Staatsanwaltschaft angedeutet." Diesen Weg habe sein älterer Bruder geebnet.

Zarnajew ist in 30 Punkten angeklagt, 17 davon wiegen so schwer, das sie ihm die Todesstrafe einbringen könnten. der Bundesstaat Massachusetts mit Boston als Hauptstadt hat die Todesstrafe in den frühen 1980er Jahren abgeschafft; die letzte Hinrichtung fand 1947 statt. Zarnajew muss sich allerdings in einem Bundesverfahren verantworten, und das Bundesrecht erlaubt in den USA generell die Todesstrafe.

(dpa)
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