Spionage-Vorwurf Saudi-Arabien verurteilt 15 Menschen zum Tode

Riad · Ein Gericht in der saudischen Hauptstadt Riad hat 15 Angeklagte zum Tode verurteilt. Sie sollen für den Iran spioniert haben. Die Todesstrafe wird von Menschenrechtlern verurteilt.

 Auf der Einreisekarte warnt Saudi-Arabien bereits vor der Todesstrafe, hier für Drogenhandel. (Symbolbild)

Auf der Einreisekarte warnt Saudi-Arabien bereits vor der Todesstrafe, hier für Drogenhandel. (Symbolbild)

Foto: dpa, kjh vfd soe

15 weitere Beschuldigte erhielten Haftstrafen, zwei wurden freigesprochen, wie das Gericht am Dienstag erklärte. Den Angeklagten wurde unter anderem vorgeworfen, mit Irans Hilfe eine Geheimzelle gebildet und Militärinformationen an Teheran weitergegeben zu haben.

Damit hätten sie die nationale Sicherheit gefährdet, hieß es weiter. Einige Angeklagte sollten sich auch mit Irans oberstem Führer Ajatollah Ali Chamenei getroffen haben. Bei den Angeklagten handelte es sich um 30 Saudis, einen Iraner und einen Afghanen. Die verhängten Haftstrafen liegen zwischen 6 und 25 Jahren.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte, das Urteil stelle einen schweren Verstoß gegen die Menschenrechte dar. Ein Mangel an den einfachsten Standards für einen fairen Prozess sei ein "Schlag ins Gesicht der Justiz". So seien Angeklagte unter Druck gesetzt worden, Geständnisse zu unterschrieben. Die meisten hätten beim Auftakt des Prozesses keinen Anwalt gehabt.

Menschenrechtler hatten mehrfach kritisiert, dass die Zahl der Hinrichtungen in Saudi-Arabien seit der Thronbesteigung von König Salman Anfang 2015 stark gestiegen ist. So sind in diesem Jahr bis Ende November mindestens 138 Menschen hingerichtet worden.

Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien und der schiitische Iran sind Erzrivalen in der Region. Anfang des Jahres hatte Saudi-Arabien den prominenten schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr hinrichten lassen. Eine aufgebrachte Menge hatte danach in der iranischen Hauptstadt Teheran die saudische Botschaft gestürmt.

Nach Schätzungen sind zwischen 10 und 15 Prozent der saudischen Bevölkerung Schiiten. Sie leben vor allem im Osten des ölreichen Landes, wo es in der Vergangenheit immer wieder zu Protesten kam.
Viele schiitische Saudis fühlen sich diskriminiert.

(mre/dpa)
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