Anklage gegen IWF-Chef Strauss-Kahn Sozialisten verlieren ihren Hoffnungsträger

New York (RPO). Nach den Umfragewerten der vergangenen Wochen war ihm die Nachfolge von Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy so gut wie sicher: Jetzt ist der Hoffnungsträger der französischen Sozialisten und Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn angeklagt - wegen versuchter Vergewaltigung.

Stationen im Leben des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn
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Foto: dapd

Strauss-Kahn ist in den USA wegen versuchter Vergewaltigung verhaftet worden. Dem 62-jährigen Franzosen wird vorgeworfen, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel massiv sexuell bedrängt zu haben, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. In Frankreich, wo Strauss-Kahn als Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2012 gehandelt wurde, reagierte die Politik fassungslos.

Der IWF-Chef wurde am Samstagnachmittag auf dem New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen wenige Minuten vor dem Abflug nach Paris von US-Beamten in einer Air-France-Maschine festgenommen. Zuvor hatte er nach Angaben der Polizei ein Hotel der Sofitel-Kette in New York überstürzt verlassen und unter anderem sein Handy zurückgelassen.

Die 32-jährige Hotelangestellte sagte laut Polizei aus, Strauss-Kahn habe sie bedrängt, als er nackt aus der Dusche gekommen sei. Nach Angaben des Fernsehsenders MSNBC soll er sie zum Oralsex gezwungen haben. Ihm werden versuchte Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und Freiheitsberaubung vorgeworfen.

Noch am Sonntag sollte Strauss-Kahn einem Haftrichter vorgeführt werden. Sein Anwalt erklärte, sein Mandant werde auf nicht schuldig plädieren. Die Strauss-Kahn zur Last gelegten Delikte können in den USA mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft werden.

Strauss-Kahn ist seit November 2007 Direktor des 186 Mitgliedstaaten zählenden IWF, der über die Stabilität des internationalen Finanzsystems wacht. Die Organisation erklärte, trotz der Vorwürfe gegen Strauss-Kahn bleibe sie "vollkommen handlungsfähig". Der IWF-Verwaltungsrat wollte am Sonntag zu einer Sondersitzung zusammenkommen.

Der Vorfall könnte den Fahrplan für die Eindämmung der Euro-Schuldenkrise durcheinander bringen. "Die Affäre kommt zu einem schlechten Zeitpunkt", sagte ein EU-Diplomat in Brüssel mit Blick auf die Verhandlungen über das Hilfspaket für Portugal und mögliche neue Griechenland-Hilfen, an denen der IWF beteiligt ist.

Strauss-Kahn sollte ursprünglich am Sonntag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin empfangen werden. Am Montag sollte er an einem Treffen der Finanzminister der Euro-Gruppe in Brüssel teilnehmen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte der ARD, die Lösung der Probleme sei dadurch nicht belastet.

Die Chefin der französischen Sozialisten, Martine Aubry, sagte, die Nachricht sei "ein Donnerschlag". Sie mahnte, für den IWF-Chef müsse während der Ermittlungen die Unschuldsvermutung gelten. Auch ein Regierungssprecher warnte vor einer Vorverurteilung. Strauss-Kahns Ehefrau Anne Sinclair zeigte sich in einer Erklärung von der Unschuld ihres Mannes überzeugt. Umfragen zufolge lag Strauss-Kahn in der Wählergunst zuletzt vor Amtsinhaber Nicolas Sarkozy.

(AFP/pes-)
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