Erneuter Übergriff Somalische Piraten kapern deutsches Schiff

Nairobi (RPO). Somalische Piraten haben nach Angaben der US-Marine wieder ein deutsches Schiff gekapert. Das Frachtschiff "MV Victoria" mit elf Mann rumänischer Besatzung sei am Dienstag rund 75 Kilometer südlich des jemenitischen Hafens El Mukalla angegriffen worden, teilte die US-Marine am Mittwoch mit. Deutsche waren nach Angaben eines Sprechers der EU-Mission "Atalanta" nicht an Bord.

 Die MV "Victoria" wurde gekapert.

Die MV "Victoria" wurde gekapert.

Foto: ddp, ddp

Die "MV Victoria" ist damit das derzeit dritte Schiff einer deutschen Reederei in der Gewalt von Piraten. Das unter der Flagge des Karibikstaats Antigua und Barbuda fahrende Schiff fuhr nach Angaben von "Atalanta" in dem von Kriegsschiffen von NATO- und EU-Staaten bewachten Transitkorridor. Der 146 Meter lange Frachter hat rund 10.000 Tonnen Reis an Bord. Es fuhr den Angaben zufolge auf dem Weg zum Hafen von Dschiddah am Roten Meer in einem Pulk von Schiffen. Die Regierung von Antigua und Barbuda erklärte, an dem Angriff seien acht Piraten beteiligt gewesen.

Der Angriff sei "bei hellem Tageslicht am Nachmittag" erfolgt, sagte der "Atalanta"-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Ein Hubschrauber des nächstgelegenen Kriegsschiffes habe die Entführung nicht mehr verhindern können. Der Überfall sei innerhalb weniger Minuten vonstatten gegangen, "so dass jede Hilfe zu spät kam", sagte der Sprecher. Das "Überraschungsmoment war auf Seiten der Piraten". Er hob hervor, in letzter Zeit habe im Golf von Aden wegen der "starken Präsenz" von Kriegsschiffen relative Ruhe geherrscht.

Nach Angaben der in Nairobi ansässigen Nichtregierungsorganisation Ecoterra international, welche die Piraterie in der Region beobachtet, lenkten die Piraten das Schiff zum Hafen von Eyl, einer Piratenbasis in der halbautonomen Region Puntland. Laut "Spiegel Online" sind die elf Besatzungsmitglieder an Bord Rumänen. Der "Atalanta"-Sprecher bestätigte dies zunächst nicht. Laut Ecoterra befinden sich zehn Seeleute auf dem Schiff.

Die "MV Victoria" ist das dritte Schiff einer deutschen Reederei, das sich derzeit in den Händen somalischer Piraten befindet. Anfang April wurde die "MV Hansa Stavanger" der Reederei Leonhardt und Blumberg 400 Seemeilen vor Somalia entführt. Der Kapitän und vier leitende Offiziere sind deutsche Staatsbürger, außer ihnen sind 19 weitere Besatzungsmitglieder Geiseln der Piraten. Ein Einsatz der GSG 9 zu ihrer Befreiung wurde Mitte vergangener Woche wegen zu hoher Risiken abgeblasen. Ebenfalls in der Gewalt von Piraten ist der deutsche Getreidefrachter "Patriot". Das unter maltesischer Flagge fahrende Schiff hat 17 Besatzungsmitglieder an Bord.

Insgesamt haben somalische Piraten derzeit mindestens 20 Schiffe in ihrer Gewalt. Sie verlangen Lösegelder für mehr als 300 Besatzungsmitglieder. Nach Angaben des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) haben sich die Angriffe in den ersten Monaten 2009 im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum verzehnfacht. Die Zahl der Kriegsschiffe in der Region wurde verdreifacht; derzeit sind nach Angaben der Streitkräfte rund 20 in dem Gebiet unterwegs.

(AP)
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