"Könnte schlimmster Alptraum für USA werden" Snowden soll noch mehr belastendes Material besitzen

Buenos Aires · Der US-Computerexperte Edward Snowden hat laut einem ihm nahestehenden Journalisten weitere Informationen, deren Veröffentlichung enormen Schaden für die USA anrichten würde.

"Snowden hat ausreichend Informationen, um in einer Minute mehr Schaden anzurichten, als irgendjemand es in der Geschichte der USA getan hat", sagte der US-Journalist Glenn Greenwald in einem am Samstag in der argentinischen Zeitung "La Nacion" veröffentlichten Interview. Greenwald hatte in der britischen Zeitung "The Guardian" die ersten Enthüllungen Snowdens zum US-Programm "Prism" zur Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation veröffentlicht.

Der frühere Mitarbeiter des US-Geheimdiensts NSA habe noch "eine enorme Menge Dokumente, die der Regierung der USA schweren Schaden verursachen würden, wenn sie veröffentlicht würden", sagte Greenwald "La Nacion". Dies sei jedoch "nicht das Ziel von Snowden", betonte der Journalist, der weiterhin in Kontakt mit Snowden steht. Sein Ziel sei es vielmehr, die Risiken der Informatikprogramme aufzuzeigen, die Menschen weltweit benutzen, ohne zu wissen, was sie sich aussetzen, und ohne "bewusst akzeptiert zu haben, ihr Recht auf den Schutz des Privatlebens aufzugeben", sagte Greenwald.

"Das könnte der schlimmste Alptraum für die USA werden"

"Die US-Regierung sollte sich jeden Tag hinknien und darum bitten, dass Snowden nichts passiert, denn wenn ihm irgendwas zustoßen sollte, würden alle Informationen enthüllt", sagte Greenwald weiter. "Und diese könnten ihr schlimmster Alptraum werden."

Snowden hatte Anfang Juni mit der Enthüllung geheimer Überwachungsprogramme des US-Geheimdiensts weltweit für Aufsehen gesorgt. Aus Hongkong, wo er vorübergehend Zuflucht gesucht hatte, flog er Ende Juni nach Moskau, strandete dort aber im Transitbereich des Flughafens Scheremetjewo. Die US-Justiz will ihm den Prozess machen, Russland lehnt aber seine Auslieferung ab. Venezuela, Bolivien und Nicaragua gewährten ihm Asyl, doch kann Snowden nicht ausreisen, weil die USA seine Reisepapiere für ungültig erklärten. Am Freitag kündigte Snowden an, vorübergehend in Russland Asyl beantragen zu wollen.

Menschenrechtskommissarin will Schutz für Snowden

Unterdessen hat die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay internationalen Schutz für den Enthüller des US-Datenskandals gefordert. Wer Informationen über mögliche Verstöße gegen die Menschenrechte offenlege, habe ein Anrecht darauf, heißt es in einer am Freitagabend in Genf veröffentlichten Erklärung Pillays.
Sie verwies darin zugleich auf das Recht auf Asyl für Verfolgte.

"Der Fall Snowden zeigt die Notwendigkeit des Schutzes für Personen, die Informationen über Angelegenheiten enthüllen, die Auswirkungen auf die Menschenrechte haben, und er zeigt, wie wichtig es ist, Respekt für die Privatsphäre zu sicherzustellen", sagte Pillay der UN-Mitteilung zufolge.

Die nationalen Rechtssysteme müssten nach den Bestimmungen der UN-Menschenrechtscharta gewährleisten, dass Informanten, die Verstöße gegen Menschenrechte aufdecken, dies ohne Angst vor Strafverfolgung tun können. Spionageprogramme von Geheimdiensten, die keiner hinreichenden öffentlichen Kontrolle unterliegen, würden die Gefahr der Verletzung von Menschenrechten und grundlegenden Freiheiten mit sich bringen.

(AFP)
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