Alarmstufe Orange in Peking Smog: Touristen sollen im Hotel bleiben

Peking · Chinas Hauptstadt hat wegen des Smogs erste Fahrverbote verhängt. Fabriken müssen ihren Schadstoffausstoß reduzieren. Immer mehr Pekinger werden wegen der Luftbelastung krank. Touristen wird empfohlen, sich nicht im Freien aufzuhalten.

 Immer mehr Menschen werden wegen der extremen Luftverschmutzung in Peking krank.

Immer mehr Menschen werden wegen der extremen Luftverschmutzung in Peking krank.

Foto: dpa, How Hwee Young

Erstmals hat Peking die Smog-Alarmstufe Orange ausgerufen. Wegen der seit fünf Tagen anhaltenden "gefährlichen" Luftverschmutzung wurde der Schadstoffausstoß einzelner Fabriken reduziert. Für einen Teil der Behördenautos galten Fahrverbote. Nach dem Notfallplan wurden auch Freiluftaktivitäten von Grund- und Mittelschülern in extrem belasteten Stadtteilen der 20-Millionen-Metropole vorerst bis Dienstag ausgesetzt.

Ausländische Touristen, die vom verheerenden Smog überrascht wurden, sollten möglichst im Hotel bleiben oder ansonsten Atemschutzmasken tragen. Ein solcher Mundschutz kann in jeder Apotheke der 20-Millionen-Metropole gekauft werden, die häufig in großen Kaufhäusern zu finden sind. Allerdings können Atemschutzmasken vereinzelt ausverkauft sein. Die Nachfrage nach den aufwändigen Modellen gegen den besonders gefährlichen Feinstaub, der über die Lunge direkt ins Blut gelangen kann, ist groß.

Die Pekinger Gesundheitsbehörden empfehlen, möglichst nicht vor die Tür zu gehen. Wer das nicht vermeiden kann, sollte es kurz machen und einen Atemschutz tragen. Von körperlich anstrengenden Aktivitäten sollte auf jeden Fall abgesehen werden. Kinder, ältere Menschen oder solche mit Herz- und Atemwegsleiden oder chronischen Krankheiten sollten grundsätzlich drinnen bleiben, riet Xie Hui, Direktor des Pekinger Gesundheitsamtes. Wer Husten oder andere Krankheitsymptome in den Atemwegen bei sich feststellt, sollte sich in medizinische Behandlung begeben.

Zweithöchste Alarmstufe ausgerufen

Krankenhäuser meldeten einen "starken Anstieg" von Patienten mit Atemwegserkrankungen. Im Luftwaffen-Hospital nahm die Zahl um 30 Prozent zu, im großen Chaoyang-Hospital um 10 bis 30 Prozent, wie die Zeitung "Beijing Chenbao" berichtete. Der Smog setzt vor allem älteren Menschen und Kindern zu. Im Kinderkrankenhaus wurden vermehrt Atemwegsleiden behandelt. Auch gab es zunehmend Herz- und Kreislaufprobleme, wie Staatsmedien berichteten.

Orange ist die zweithöchste Alarmstufe. Nach dem Notfallplan sollen 30 Prozent der Autos von Regierung, Partei und Stadtverwaltung nicht mehr fahren. Die Schadstoffemissionen von 54 Fabriken müssten um 30 Prozent reduziert werden, berichtete Xinhua. An 28 Baustellen seien staubproduzierende Erdarbeiten eingestellt worden. Auch die Autofabrik des südkoreanischen Herstellers Hyundai sowie eine Zementfabrik stoppten die Produktion.

Die ohnehin starke Luftverschmutzung in der Hauptstadt hat seit Donnerstag bislang ungekannte dramatische Ausmaße angenommen. Die Werte für den besonders gefährlichen Feinstaub, der über die Lunge direkt ins Blut gehen kann, überstieg an mehreren Messstationen mehr als 700 Mikrogramm pro Kubikmeter. Am Samstag wurde die Rekordmarke von 993 gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält im Schnitt höchstens 25 Mikrogramm über 24 Stunden für unbedenklich.

"Diese Zahlen stellen extreme Luftverschmutzung dar", sagte der Umweltprofessor Zhu Tong von der Peking Universität. "Die Schadstoffe haben sich über die windstillen Tage angesammelt." Um sich gegen die Luftverschmutzung zu schützen, kauften Pekinger teure Luftfilter und Atemmasken. Die große Elektronik-Kaufhauskette Suning verkaufte nach eigenen Angaben neunmal mehr Luftreiniger als sonst. Apotheken meldeten ein Vielfaches der normalen Nachfrage nach verschiedenen Mundschutzmodellen. In Online-Verkaufsbörsen stieg der Verkauf seit Freitag um das Zehnfache, wie Xinhua berichtete.

(dpa/jre)
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