Nuklearer Winter Smog in China verdichtet sich

Peking · Der Smog hält den Norden und Osten Chinas weiter im Griff. In Peking stiegen die Schadstoffwerte am Mittwoch über die kritische Marke von 500, wo der Index normalerweise aufhört.

In der Nacht wurde in der chinesischen Hauptstadt für den besonders gefährlichen Feinstaub der Spitzenwert von 577 gemessen. Das entspricht dem 23-fachen des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerts. Für rund 400 Millionen Menschen in sechs Provinzen sowie in Peking und Tianjin gilt die zweithöchste Alarmstufe "Orange". Die Schadstoffe werden von China sogar bis in die südkoreanische Hauptstadt Seoul herübergeweht.

Die verringerte Sonneneinstrahlung durch die extreme Luftverschmutzung in China lässt sich nach Analysen chinesischer Wissenschaftler mit einem "nuklearen Winter" vergleichen. Wie bei der Verdunkelung und Abkühlung der Erdatmosphäre durch Staub und Rauch nach einem Atomschlag bekämen Pflanzen auch durch Smog weniger Sonnenlicht, wodurch die Ernte "auf jeden Fall" beeinträchtigt werde, sagte He Dongxian, Dozentin von Chinas Landwirtschaftsuniversität, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Peking.

"Bei einem Smogtag wird die Sichtweite reduziert - das heißt, die Lichtstärke für Pflanzen wird verringert", schilderte die Forscherin. "Die Photosynthese wird geschwächt, was großen Einfluss auf das Wachstum nicht nur der Blätter, sondern auch der Samen und der Früchte hat." Dadurch verschlechtere sich nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Ernte.

"Besonders im Winter und Anfang des Frühjahrs nimmt der Smog zu, was vor allem die landwirtschaftliche Produktion in Glashäusern stark beeinträchtigt." Mit anderen Wissenschaftlern unternimmt He Dongxian entsprechende Experimente mit Saatgut: "Da wir so viele Smogtage hatten, hat die Saat, die wir im Januar gepflanzt haben, noch nicht gekeimt, obwohl sie normalerweise schon sprießen müsste."

(dpa)
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