Jahreswechsel im Lockdown Wie die Welt Silvester unter Corona-Bedingungen feiert

Berlin · Die Silvesterfeierlichkeiten rund um den Globus sind wegen der Corona-Pandemie diesmal sehr anders. In Berlin fällt das große Höhenfeuerwerk am Brandenburger Tor aus. Was wo zum Jahreswechsel passiert - von Sydney bis New York.

Ein Feuerwerk explodiert an der Copacabana während der Neujahrsfeierlichkeiten. (Archivfoto)

Ein Feuerwerk explodiert an der Copacabana während der Neujahrsfeierlichkeiten. (Archivfoto)

Foto: dpa/Leo Correa

 An Silvester vor einem Jahr wünschten sich viele Leute vielleicht eher nebenbei Gesundheit - zum Jahreswechsel 2020/21 hat das wegen Corona einen ganz anderen Klang. Wenn Milliarden Menschen in der Nacht zum Freitag (1.1.) das neue Jahr begrüßen, ist wegen der Pandemie diesmal vieles anders. Viele Feiern und Feuerwerke sind abgesagt, verkleinert oder ohne Anwesenheit von Massen geplant.

Auch Deutschlands größte Silvesterparty in Berlin am Brandenburger Tor fällt aus. Das ZDF überträgt von dort eine TV-Show ohne Publikum. Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner begrüßen Musikgäste wie Vicky Leandros, Jürgen Drews und Karat. Obwohl das zuständige Bezirksamt Berlin-Mitte auch ein großes Höhenfeuerwerk am Brandenburger Tor genehmigt hatte, werde es ein solches in diesem Jahr nicht geben, teilte eine ZDF-Sprecherin mit.

In Deutschland herrscht zum zweiten Mal seit dem Beginn der Pandemie ein harter Lockdown. Die sonst übliche Debatte über den Sinn und Unsinn von Böllerei angesichts von Lärm, Klimaschutz und Aggressionen rund um die Jahreswechselnacht hat sich fast erledigt. Diesmal gab es ein grundsätzliches Verkaufsverbot von Feuerwerk vor Silvester. Dies soll vor allem die Krankenhäuser vor Überlastung schützen und Notaufnahmen entlasten. Dabei geht es sowohl um Böllerverletzungen als auch um Leute, die zu viel Alkohol trinken und in Streit geraten.

Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft befürchtet dennoch mehr Gewalt gegen Einsatzkräfte an Silvester. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Attacken auf Einsatzkräfte von Polizei bis Sanitätern. In diesem Jahr gibt es vielerorts Beschränkungen wie etwa Böllerverbote, die zu zornigen Reaktionen führen könnten.

26 Stunden dauert es wieder zwischen 11 Uhr MEZ am 31. Dezember und 13 Uhr MEZ am 1. Januar, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Es beginnt im Inselstaat Samoa, geht über Australien, Südkorea, Malaysia bis Europa, Südamerika, die US-Ostküste, Kalifornien, Hawaii zu den unbewohnten Eilanden Bakerinsel und Howlandinsel.

Die australische Metropole Sydney will das neue Jahr trotz allem mit ihrem weltbekannten Feuerwerk an der Harbour Bridge vor dem Opernhaus begrüßen. Allerdings dürfen sich keine Zuschauer dazu am Hafen einfinden - und das Spektakel wird kleiner und kürzer als gewohnt.

Das fast coronafreie Taiwan plant ein Feuerwerk in der Metropole Taipeh. Wie jedes Jahr soll die Pyrotechnik am Wahrzeichen der Stadt, dem Wolkenkratzer „Taipei 101“, gezündet werden. Die Show mit rund 16 000 Feuerwerkskörpern soll rund fünf Minuten dauern.

In Singapur wurde das große Feuerwerk über der Bucht abgesagt, stattdessen soll es kleinere Lichtshows geben.

Auch in China, wo erst zum chinesischen Neujahrsfest im Februar richtig groß gefeiert wird, sind zum Jahresende kleinere Veranstaltungen geplant. So soll es etwa in der zentralchinesischen Stadt Wuhan, dem Ausbruchsort des Coronavirus, ein Feuerwerk geben.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten soll das neue Jahr trotz der Pandemie in großem Stil eingeläutet werden. Am höchsten Gebäude der Welt, dem 828 Meter hohen Burdsch Chalifa in Dubai, ist wieder ein spektakuläres Feuerwerk samt Licht- und Lasershow geplant. Wer das Ereignis von einem besonderen Platz aus verfolgen will, kann in einem der edlen Restaurants im Stadtzentrum einen Tisch reservieren.

Strenge Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus gelten trotzdem. Zugang zur Flaniermeile am Burdsch Chalifa erhält nur, wer sich vorab mit einer Handy-App registriert und einen entsprechenden QR-Code vorzeigen kann. Dabei dürfen sich höchstens zwölf Besucher zu einer Gruppe zusammenschließen. Außerdem sind Wärmebildkameras im Einsatz und Ordner, die darauf achten, dass Touristen und Anwohner Abstandsregeln einhalten. Bei Verstößen drohen hohe Geldstrafen.

In Brasilien wurde die traditionelle Silvesterparty mit Feuerwerk und Konzerten in Rio de Janeiro an der Copacabana abgesagt. Das Viertel Copacabana soll quasi abgeriegelt werden und nur für Anwohner zugänglich sein, um Ansammlungen zu unterbinden. Auch sonst sind Feuerwerke entlang der Strände verboten, auch für Hotels. Auch São Paulo, die größte brasilianische Stadt, sagte ihr Feuerwerk ab.

New York muss trotz allem auch dieses Jahr nicht auf den berühmten „Ball Drop“ am Times Square verzichten. Der leuchtende Kristallball wird dort wie immer um Mitternacht an einem Fahnenmast herabgelassen. Statt Hunderttausender dürfen aber nur ein paar Hundert Menschen live zuschauen. Millionen werden nur fernsehen.

Und in Europa?

In Russlands Hauptstadt Moskau müssen die Leute trotz Pandemie nicht aufs Feuerwerk verzichten. Mit dem traditionellen Glockenschlag des Spasski-Turms am Kreml sollen Raketen den Nachthimmel in ein buntes Meer aus Farben verwandeln. Danach wird es an zehn weiteren Orten Feuerwerke geben. Trotzdem wird Silvester diesmal etwas anders: Bars, Restaurants und Diskotheken müssen wegen der Corona-Sperrstunde spätestens um 23.00 Uhr schließen. Bürgermeister Sergej Sobjanin rief dazu auf, zu Hause zu feiern, um Ansteckungen zu verhindern.

Die Niederlande gehörten zu den ersten Staaten, die Silvesterfeuerwerk verboten haben - mit Ausnahme von Knallerbsen oder Wunderkerzen. Auch die zentralen Feuerwerkshows wurden abgesagt, um Menschenansammlungen zu verhindern. Es soll allerdings eine Licht-Show in der Johan Cruijff Arena in Amsterdam geben, die das Fernsehen live überträgt: „Electric Fireworks“ mit beweglichen LED-Lampen und Lasern und Knalleffekten aus Lautsprechern.

In der belgischen Hauptstadt Brüssel ist statt Feuerwerk eine Lasershow geplant, die das Stadtzentrum mit mehreren Stadtteilen verbinden soll. Ab 22.00 Uhr herrscht allerdings Ausgangssperre - die Lasershow wird deshalb live im Internet übertragen.

Die größte Party in Österreich, der Silvesterpfad in Wien, wurde schon Mitte Oktober abgesagt. Zu unwahrscheinlich schien es, dass bei dem Event Auflagen durchgesetzt werden könnten. Normalerweise strömen Hunderttausende dorthin. Dabei verwandeln sich die Straßen und Gassen rund um den Stephansdom in eine kilometerlange Partymeile.

In Paris herrscht auch am Silvesterabend die nächtliche Ausgangssperre von 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr. Es gibt aber ein online zu sehendes Konzert von Jean-Michel Jarre als Avatar in der virtuellen Kulisse der Kathedrale von Notre-Dame.

In London hat Bürgermeister Sadiq Khan schon im September das Feuerwerk abgesagt. Seitdem sind die Infektionszahlen noch stärker gestiegen. Dort darf man sich im Freien nur noch mit einer Person aus einem anderen Haushalt treffen, Besuche zu Hause sind verboten. Es sollen auch keine anderen Silvester-Events stattfinden, und die U-Bahn legt im Gegensatz zu anderen Jahreswechseln nachts eine Pause ein. Statt Feierlichkeiten und Feuerwerk sendet die BBC über Mitternacht eine Live-Show. Gezeigt werden positive Ereignisse des Jahres, etwa die Spendenaktion des 100 Jahre alten Kriegsveteranen Tom Moore, der von der Queen zum Ritter geschlagen wurde. Auch in anderen Städten des Landes wird auf Feuerwerk verzichtet, etwa auf das traditionelle Hogmanay in der schottischen Hauptstadt Edinburgh.

In Spanien ist in Barcelona vorgesehen, dass es statt der traditionellen zwölf Glockenschläge in den letzten Sekunden vor Mitternacht, bei denen je eine Weintraube gegessen wird, je eine Rakete bei dezentralen Feuerwerken in den Himmel steigt. Um Punkt zwölf beginnt dann ein 15-minütiges Höhenfeuerwerk, das die Bürger von zu Hause aus sehen können sollen, ohne sich zu versammeln.

In Italien hat die Regierung für Silvester eine strenge Ausgangssperre verhängt. Von 22.00 Uhr bis 7.00 Uhr sollen die Menschen zu Hause bleiben. Silvester begeht Rom mit einer Show mit Auftritten vieler Künstler, die die Stadt im Internet übertragen will. Ob es auch ein Feuerwerk geben wird, ließ die Stadt offen.

In Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen ist der traditionelle Versammlungsort Rathausplatz gesperrt, in Norwegens Hauptstadt Oslo und der finnischen Hauptstadt Helsinki fallen die großen Feuerwerke aus. Überall herrschen strikte Alkoholverkaufsverbote. In Schweden soll das vom Fernsehen gezeigte Feuerwerk im Freilichtmuseum Skansen über Stockholm ohne Publikum vor Ort gezündet werden.

(chal/dpa)
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