Vierfachmord in den Alpen Siebenjährige Tochter aus Koma erwacht

Paris · Nach dem Vierfachmord in den französischen Alpen ist die siebenjährige Tochter am Sonntag aus dem Koma geholt worden. Ihre vierjährige Schwester ist inzwischen wieder in der Heimat eingetroffen.

September 2012: Mehrfach-Mord in französischen Alpen
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Die siebenjährige Tochter der in Frankreich ermordeten britischen Familie al-Hilli ist am Sonntag aus dem künstlichen Koma geholt worden. Das Mädchen stehe noch unter dem Einfluss von Medikamenten und könne daher noch nicht befragt werden, teilte Staatsanwalt Eric Maillaud in Annecy mit.

Die Siebenjährige gilt als Schlüsselzeugin des Vierfachmords in Frankreich. Sie hatte die Bluttat trotz Schädelfrakturen überlebt.

Ihre vierjährige Schwester, die körperlich unverletzt geblieben war, weil sie sich in dem von Kugeln durchsiebten Auto unter der Leiche ihrer Mutter versteckt hatte, traf gegen Mittag wieder in Großbritannien ein, wie Staatsanwalt Maillaud weiter mitteilte.

Die Bluttat gibt den französischen und britischen Fahndern weiterhin Rätsel auf. Die Justiz in Frankreich geht Hinweisen auf einen Erbstreit nach. Der Bruder des unter rätselhaften Umständen ermordeten Briten wurde aber nicht verdächtigt. Der Mann habe sich spontan bei der britischen Polizei gemeldet, um einen Streit unter Brüdern als Mordmotiv auszuschließen, sagte Staatsanwalt Eric Maillaud am Samstag in Annecy. "Er wird als Zeuge verhört, er ist ein freier Mann." Auch französische Fahnder sollten ihn in England befragen.

Spekulationen über Auftragsmord

Die Ermittler fanden am Tatort 25 Patronenhülsen. Jedem Opfern sei zweimal in den Kopf geschossen worden. Das habe eine Obduktion der Leichen ergeben, sagte Maillaud weiter. Hinweise zur Tatwaffe wollten die Ermittler nicht geben. Der Angriff soll nicht länger als 30 Sekunden gedauert haben. Möglicherweise schossen mehrere Täter. Die Umstände haben zu Medienspekulationen über einen Auftragsmord geführt. Die Polizei teilte mit, alles sei möglich von einem Familiendrama über einen missglückten Raubüberfall bis hin zu einer rassistisch motivierten Straftat. Drei der vier Opfer stammen ursprünglich aus dem Irak.

Neben den Eltern war bei dem Verbrechen ein französischer Radfahrer und eine ältere Frau erschossen worden. Zu diesem Opfer - möglicherweise ihre Großmutter mütterlicherseits - habe die jüngere Tochter kaum Angaben machen können, hieß es bei der Staatsanwaltschaft.

Seit Samstag ermitteln auch vier britische Fahnder in Frankreich. Der britische Augenzeuge, der Verbrechen und Tatort entdeckt hatte, hat laut Staatsanwaltschaft einen grünen Audi mit Allradantrieb in der Gegend gesehen. Ein solches Fahrzeug sei in der bergigen Gegend jedoch keine Seltenheit. Bei dem Zeugen handelt es sich um einen ehemaligen Offizier der britischen Luftwaffe, der in der Gegend ein Haus besitzt.

Die Familie soll recht plötzlich in den Urlaub aufgebrochen sein. Die britische Tageszeitung "Independent" zitierte einen Freund der Familie mit den Worten, die Familie sei "Hals über Kopf" in die Ferien gefahren. Medienberichten zufolge war der Iraker mit britischem Pass erst vor kurzem in seiner alten Heimat, um Immobilien zurückzufordern, die seiner Familie vom Regime Saddam Husseins abgenommen worden waren. Britische Zeitungen schrieben, bei dortigen Geheimdiensten sei der Name des Getöteten schon länger bekannt.

(dpa/AFP)
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