Hilfsorganisationen stocken Budget auf Seuchengefahr in Pakistan steigt

Multan/Pakistan (RPO). In den Überschwemmungsgebieten in Pakistan wächst die Seuchengefahr. Unter den Überlebenden breiten sich nach Angaben des pakistanischen Gesundheitsdienstes Fieber, Magen- und Darmkrankheiten sowie Hautreizungen aus. Hilfsorganisation stocken ihre Mittel für Pakistan auf. Auch Erzrivale Indien hat Hilfe angeboten.

Pakistan - schlimmste Flut seit 1929
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In der Gegend rund um die Stadt Multan in der Provinz Punjab sind in den vergangenen drei Tagen mindestens 1.000 Kinder mit Magen- und Darmbeschwerden registriert worden, wie der Krankenhausarzt Mumtaz Hussain am Freitag berichtete. Helfer befürchten, dass deshalb die Zahl der Toten weit über das bislang geschätzte Maß von 1.500 Opfern steigen wird.

Die USA kündigten an, den Aufbau von 15 Behandlungszentren mit drei Millionen Dollar zu unterstützen.

"Die Lage ist alarmierend", erklärte Hussain. Sein Krankenhaus habe in der Umgebung zwölf Lager errichtet, um den Patienten zu helfen.

Weitere Überschwemmungen drohen

Die Vereinten Nationen warnen, dass die Krise noch lange nicht überstanden ist. Es drohten weitere Überschwemmungen, denen die Dämme in der bevölkerungsreichen Provinz Sindh in den kommenden Tagen möglicherweise nicht standhalten könnten. Schätzungsweise ein Viertel des Landes sei vom Hochwasser betroffen. Die UN haben um 460 Millionen Dollar (rund 350 Millionen Euro) an Soforthilfe gebeten, um den Opfern Zelte, Lebensmittel, sauberes Trinkwasser und Medikamente zu bringen und die hygienischen Verhältnisse zu verbessern.

Die USA haben bislang über 70 Millionen Dollar (54 Millionen Euro) gespendet und ein Trägerschiff mit 19 Hubschraubern zur Hilfe für die Bevölkerung entsandt. Deutschland stockte am Mittwoch seine Hilfe von fünf auf zehn Millionen Euro auf.

Die Überschwemmung gilt als die größte Naturkatastrophe in der Geschichte Pakistans, das 1947 seine Unabhängigkeit erlangte. Die angerichteten Ernteausfälle und die Schäden an Brücken und Straßen haben zu einer Verdreifachung der Lebensmittelpreise in Teilen des Landes geführt.

Hilfsorganisationen stocken ihr Budget auf

Mehrere große Hilfsorganisationen haben angekündigt, ihre Mittel für die Opfer der Flut in Pakistan aufzustocken. Ein Care-Sprecher forderte zudem finanzielle Unterstützung durch die Bundesregierung. Die UN befürchtet, dass die Zahl der Toten in der Krisenregion weiter steigt.

"Die Menschen hier vor Ort haben das Gefühl, dass sie bisher im Stich gelassen worden sind. Wir dürfen sie nicht einfach den Fluten überlassen", beschreibt Jürgen Mika von der Welthungerhilfe die Situation vor Ort. Die Welthungerhilfe will insgesamt für 500.000 Euro zusätzliche Hilfsgüter lokal einkaufen und an die notleidende Bevölkerung verteilen.

Die Kindernothilfe erhöht ihre Soforthilfe von 65.000 auf 200.000 Euro und stellt damit so viel Nothilfe-Mittel bereit wie für die ersten Wochen nach dem Beben in Haiti. "Es ist zu befürchten, dass die Flut in Pakistan mehr Schaden anrichtet als das Beben in Haiti", begründete Kindernothilfe-Chef Jürgen Thiesbonenkamp den Schritt am Freitag in einer Mitteilung. Das Hilfswerk Caritas verdoppelt seine Soforthilfe auf 300.000 Euro, um Lebensmittel, Trinkwasser und Zelte von 150 Helfern vor Ort an die Flutopfer zu verteilen und die medizinische Versorgung zu unterstützen.

Die ebenfalls in Pakistan aktive Organisation Care hat in einer Mitteilung die Bundesregierung aufgefordert, die Arbeit der seit langem vor Ort tätigen deutschen Nichtregierungsorganisationen mit mehr Finanzmitteln zu unterstützen. Diese Hilfen kämen den Angaben zufolge in der Regel schneller und gezielter an als die von einheimischen Regierungen oder den Hilfswerken der UNO.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen erklärte unterdessen, dass ein weiterer Anstieg der Zahl der Toten durch die Flutkatastrophe zu befürchten sei.

Indien sagt ebenfalls Hilfen zu

Angesichts der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan hat Indien seinem Erzrivalen Hilfsgüter im Wert von fünf Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro) angeboten. Die Hilfe solle den Opfern in den Flutgebieten zugute kommen, teilte das indische Außenministerium am Freitag mit. In einem Telefonat mit seinem pakistanischen Kollegen Shah Mahmood Qureshi drückte Indiens Außenminister S.M. Krishna seine Solidarität und sein Mitgefühl aus für die Leiden der pakistanischen Bevölkerung. Die UNO geht davon aus, dass in Pakistan sechs Millionen Flutopfer unmittelbar auf Hilfe angewiesen sind, um zu Überleben. Insgesamt sind rund 15 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen.

Indien und Pakistan führten seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Mal Krieg gegeneinander, zwei davon um die zwischen beiden Staaten aufgeteilte Kaschmir-Region. Im Januar 2004 nahmen die Erzrivalen Friedensgespräche auf; die Verhandlungen erlitten aber immer wieder Rückschläge.

(APD/awei/AFP)
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