Attentat auf Moschee 100 Tote nach Selbstmordanschlag in Pakistan

Update | Peshawar · Einsatzkräfte ziehen nach dem Selbstmordattentat auf eine Moschee im Nordwesten Pakistans immer mehr Tote aus den Trümmern. Etliche sollen noch eingeschlossen sein. Was über den Anschlag und die Täter bekannt ist.

 Rettungskräfte bergen Verletzte und Tote nach einer Explosion in einer Moschee in Peshawar, Pakistan.

Rettungskräfte bergen Verletzte und Tote nach einer Explosion in einer Moschee in Peshawar, Pakistan.

Foto: AP/Muhammad Sajjad

Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in Pakistan ist die Zahl der Todesopfer offiziellen Angaben zufolge auf 100 gestiegen. Die Behörden riefen einen Trauertag in der betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa aus, erklärte der Chef der Provinzregierung, Muhammad Azam Khan, wie die pakistanische Zeitung „Tribune“ am Dienstag berichtete. In dem südasiatischen Land herrschte nach dem Anschlag auf eine Moschee in der Stadt Peschawar im Nordwesten Fassungslosigkeit. Gleichzeitig blieb unklar, wie sich der Selbstmordattentäter überhaupt Zugang zu der gesicherten Zone in der Stadt verschaffen konnte.

Die pakistanischen Taliban (TTP) hatten sich am Montag von dem Attentat distanziert. Ein lokaler Taliban-Kommandeur, der zur Splittergruppe Jamat-ul-Ahrar (JuA) der TTP gehört, reklamierte den Anschlag für sich. Der Angriff sei die Rache für den Tod eines Gründungsmitglieds gewesen, der im Sommer 2022 im Nachbarland Afghanistan getötet worden sei, hieß es.

Der Anschlag sei Zeichen einer erneuten nationalen Sicherheitskrise für Pakistan, sagte die Expertin Madiha Afzal dem Sender CNN. Die Lösung müsse eine Militäroperation gegen die TTP sein. „Aber das wird jetzt durch die Tatsache erschwert, dass die TTP über die Grenze ins von den Taliban kontrollierte Afghanistan gehen kann.“

Ende vergangenen Jahres hatten die pakistanischen Taliban - die unabhängig von der islamistischen Taliban-Regierung im benachbarten Afghanistan sind - eine Waffenruhe mit der Regierung in Islamabad aufgekündigt. Die TTP ist eine Dachorganisation islamistischer Gruppen, die mehrere Tausend Kämpfer umfassen soll. Seit der Machtübernahme der afghanischen Taliban in Kabul hat sich die TTP in ihren ehemaligen Hochburgen an der afghanischen Grenze neu formiert.

Mehr als 300 Gläubige hatten am Montagmorgen (Ortszeit) in dem Gotteshaus gebetet, als der Attentäter seine Sprengstoffweste zur Detonation brachte. Ein Teil des Dachs wurde durch die Wucht der Detonation weggeblasen. Was vom Dach übrig geblieben sei, sei in sich zusammengefallen, und durch Trümmer seien weitere Menschen verletzt worden, sagte der Polizist Zafar Khan. Einsatzkräfte hätten Schutt- und Trümmerhaufen beiseiteschieben müssen, um zu den Eingeschlossenen vorzudringen.

Premierminister Shehbaz Sharif besuchte Verwundete in einer Klinik in Peshawar und kündigte ein hartes Vorgehen gegen jene an, die hinter der Bluttat steckten. „Das schiere Ausmaß dieser menschlichen Tragödie ist unvorstellbar. Das ist nichts weniger als ein Angriff auf Pakistan“, twitterte er. Der deutsche Botschafter in Pakistan, Alfred Grannas, verurteilte die Attacke. US-Außenminister Antony Blinken drückte den Hinterbliebenen sein Beileid aus. „Terrorismus, egal aus welchem Grund und an welchem Ort, ist nicht zu rechtfertigen“, schrieb Blinken auf Twitter.

Ghulam Ali, der Gouverneur der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, deren Hauptstadt Peshawar ist, räumte ein, dass eine Sicherheitspanne dazu geführt habe, dass der Attentäter in den Komplex gelangen konnte. Die Ermittlungen würden aber ergeben, „wie der Terrorist die Moschee betreten“ konnte.

(akir/mzu/dpa)
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