Sorgerechtsstreit nach Seilbahn-Unglück Gerichtliche Anhörung im Fall Eitan angesetzt

Tel Aviv · Im mutmaßlichen Entführungsfall um den kleinen Eitan, den einzigen Überlebenden der Seilbahn-Katastrophe vom Lago Maggiore, ist für Donnerstag eine Anhörung am Familiengericht in Tel Aviv angesetzt. Dies bestätigte eine Justizsprecherin am Morgen.

 Rettungskräfte arbeiten am Wrack einer abgestürzten Gondel, die in einem Waldstück liegt. (Archiv)

Rettungskräfte arbeiten am Wrack einer abgestürzten Gondel, die in einem Waldstück liegt. (Archiv)

Foto: dpa/Uncredited

Da es eine Sitzung des Familiengerichts sei, könne sie keine weiteren Angaben machen, sagte eine Sprecherin der Justiz am Donnerstagmorgen. Eitans Tante aus Italien, Aya Biran-Nirko, sagte beim Betreten des Gerichtssaals: „Ich möchte Eitan wieder heim holen. Ich bin sehr besorgt um ihn, ich will ihn so schnell wie möglich nach Hause bringen.“

Der Sechsjährige, der bei dem Unfall am Pfingstsonntag beide Eltern, den kleinen Bruder und zwei Urgroßeltern verloren hatte, war vor knapp zwei Wochen von seinem Großvater mütterlicherseits heimlich und entgegen einer richterlichen Anordnung nach Israel geflogen worden.

Die Staatsanwaltschaft der italienischen Stadt Pavia ermittelt gegen den Mann wegen Kindesentführung. Eitans Großmutter und laut Medienberichten auch ein weiterer Mann stehen ebenfalls unter Verdacht. Der Mann habe den Großvater und den Jungen in einem gemieteten Auto von Pavia in die Schweiz gefahren, von wo sie nach Tel Aviv flogen, schrieb die Tagezeitung „Corriere della Sera“ am Sonntag.

In der vergangenen Woche gaben die Verwandten mütterlicherseits in Israel etliche Interviews und erklärten, zum Wohle des Kindes gehandelt zu haben. Eitan sei in Italien nicht die nötige physische und psychische Hilfe zugekommen, behaupteten sie.

Die israelischen Anwälte der Familie väterlicherseits äußerten sich ihrerseits besorgt: „Die Rückkehr Eitans in sein Haus in Italien scheint dringender denn je“, sagten sie laut Ansa.

Eitan hätte in der vorigen Woche in die erste Klasse der Grundschule kommen sollen. Zwei Tage vor der Einschulung war ein Treffen mit seinem Großvater für einige Stunden vereinbart worden. Am Abend kamen die beiden aber nicht mehr zurück zum Haus der Tante – weil sie von der Schweiz nach Israel flogen, wie schnell rekonstruiert wurde.

Die Tante, die nach dem Unglück von einem Gericht als Vormund ernannt worden war, setzte für die Rückkehr Eitans auf eine internationale Vereinbarung, nämlich das Haager Kindesentführungsübereinkommen, dem sich sowohl Israel als auch Italien angeschlossen haben. Dieses soll Kinder vor Entführungen oder Verschleppungen in andere Länder schützen. Zudem sieht es vor, Kinder so schnell wie möglich in den Staat des bisherigen, gewohnten Aufenthalts zurückzubringen.

(ala/dpa)
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