Todesstrafe für Giftgasanschlag Japan lässt sechs „Aum“-Sektenmitglieder hinrichten

Tokio · Mitte der 1990er Jahre schockierte ein Giftanschlag in Tokio die Welt. Sektenführer Asahara hatte seine Anhänger zu der Tat angestiftet. Gegen seine letzten verurteilten Anhänger vollstreckt Japan nun die Todesstrafe.

Gut drei Wochen nach der Hinrichtung des Anführers der Weltuntergangssekte „Aum Shinrikyo“ sind in Japan seine letzten verurteilten Anhänger gehängt worden. Justizministerin Yoko Kamikawa sagte, die sechs Männer seien am Donnerstagmorgen exekutiert worden. Sektenführer Shoko Asahara und sechs weitere Anhänger waren bereits am 6. Juli hingerichtet worden.

Asahara war der Drahtzieher hinter einem Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn vor mehr als 23 Jahren. Bei dem Angriff im März 1995 zerstachen Asaharas Gefolgsleute in mehreren Zügen Plastiktüten mit Sarin, um das tödliche Nervengas freizusetzen. 13 Menschen kamen um, mehr als 6000 weitere wurden verletzt. Die Attacke schreckte Japan auf, das sich selbst als relativ sicher vor städtischem Terrorismus gesehen hatte.

Ministerin Kamikawa sagte, der Terrorangriff habe damals gar Menschen im Ausland Angst gemacht. Am Donnerstag sagte sie, die sechs Hingerichteten hätten mit Asahara und anderen Sektenmitgliedern zusammengearbeitet, um systematisch beispiellose Verbrechen auszuüben. Dies dürfe sich nie wiederholen.

Im Zentrum der Lehre der 1984 gegründeten Sekte „Aum Shinrikyo“ stand eine angebliche Apokalypse, die in einer Konfrontation mit der Regierung münden würde. In Erwartung des vermeintlichen Weltuntergangs hortete die Gruppe ein Arsenal an chemischen, biologischen und konventionellen Waffen. Die Zahl der Mitglieder lag nach eigenen Angaben damals bei 10.000 in Japan und 30.000 in Russland. Auch wenn sich „Aum Shinrikyo“ aufgelöst hat, folgen noch rund 2000 Menschen in Splittergruppen den Ritualen der Sekte. Sie werden von den Behörden beobachtet.

(wer/dpa/AP)
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