Prinz Friso im Koma Schwierige Entscheidung für Königin Beatrix

Düsseldorf · Seit seinem Skiunfall vor sechs Monaten ist der niederländische Prinz Friso nicht mehr ansprechbar. Die Ärzte sehen nur noch wenig Chancen für eine Genesung des 43-Jährigen. In den Niederlanden wird nach einem halben Jahr erwogen, die Behandlung eines Wachkoma-Patienten zu beenden.

 Prinz Friso liegt seit seinem Skiunfall im Wach-Koma.

Prinz Friso liegt seit seinem Skiunfall im Wach-Koma.

Foto: dpa, Virginie Lefour

Der 17. Februar dieses Jahres veränderte das Leben der niederländischen Königsfamilie: Seit jenem Freitag liegt der zweitälteste Sohn von Königin Beatrix (74), Prinz Johan Friso, nach einem Lawinenunfall im österreichischen Lech am Arlberg mit massiven Hirnverletzungen im Wachkoma. Das ist jetzt ein halbes Jahr her, und mit jedem Tag schwindet die Hoffnung auf Genesung. "Sechs Monate sind eine kritische Grenze", sagt der medizinische Ethiker am Erasmuskrankenhaus der Universität Rotterdam, Erwin Kompanje. "Bis dahin hofft man noch auf eine Besserung."

Nach dem Unfall schlossen viele niederländische Journalisten noch aus, dass die königliche Familie entscheiden wird, Frisos Leben zu beenden. Im "Algemeen Dagblad" schrieb Kolumnist Hans van Zon: "Diese Frage kann und sollte die königliche Familie wegen ihrer herausragenden Position nicht frei wie eine Privatperson entscheiden." Doch vor dieser schweren Entscheidung steht Frisos Familie nun. Die liberale niederländische Senatorin Heleen Dupuis vermutete jüngst: "Wenn Friso in einem niederländischen Krankenhaus liegen würde, wäre er wohl nicht mehr am Leben. Hierzulande hätte man die Geräte, die ihn am Leben erhalten, längst abgeschaltet."

In den Niederlanden wird nach einem halben Jahr von Ärzten und Angehörigen erwogen, die Behandlung zu beenden. Aber der Prinz liege in einer Londoner Klinik, betont Kompanje, der die niederländischen Richtlinien für die Behandlung von Komapatienten mitentwickelt hat: "Die königliche Familie wird vor schweren Entscheidungen stehen." Dazu schweigt der Hof bislang. In der vergangenen Woche gab es aber ein Indiz, dass die Oranjes das Unabänderliche akzeptiert haben. Frisos Biografie auf der königlichen Website wurde angepasst. "Prinz Friso wurde am 17. Februar Opfer einer Lawine im Skigebiet von Lech, Österreich", steht dort nun geschrieben.

Friso war mit einem Begleiter unterwegs, als ein Schneebrett die beiden Skifahrer verschüttete. Frisos Freund konnte sich retten. Der Prinz lag 25 Minuten ohne Sauerstoff unter den Schneemassen begraben, 50 Minuten lang musste er reanimiert werden. Seither liegt Friso im Wachkoma.

Prognose: Lebenslanges Wachkoma

Seine Chancen standen von Beginn an schlecht. Bereits eine Woche nach seinem Unfall war klar: Johan Friso hatte derart schwere Hirnverletzungen erlitten, dass er womöglich lebenslang im Wachkoma liegen werde. Der Chefarzt der Traumaabteilung des Landeskrankenhauses Innsbruck, wo Friso zunächst behandelt wurde, sagte damals: "Es kann derzeit nicht gesagt werden, ob er jemals wieder das Bewusstsein erlangen wird." Seitdem ist der Zustand des Prinzen unverändert. Selbst wenn er erwachen sollte, bliebe er wohl ein Schwerstpflegefall.

Seine Frau Mabel besucht Friso täglich im Londoner Wellington-Krankenhaus. Die 44-Jährige und ihre Töchter Luana (7) und Zaria (6) hoffen weiterhin auf ein Wunder. Die Königsfamilie bemüht sich, im Alltag ihr Gesicht zu wahren. Dazu gehörte die Feier des Königinnentags am 30. April genauso wie der gemeinsame Olympiabesuch von Frisos Bruder, Kronprinz Willem-Alexander, und Prinzessin Maxima mit den eigenen und Frisos Töchtern. Noch im Juli hatte Willem-Alexander erklärt: "Ich hoffe, dass wir in Zukunft mit einem positiven Bericht kommen können." Doch danach sieht es nicht aus.

(RP/felt/csi)
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