Äthiopien Schwedischen Reportern drohen elf Jahre Haft

Addis Abeba · Unter Vorwürfen der Unterstützung einer Terrorgruppe sind zwei schwedische Journalisten in Äthiopien zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Addis Abeba entschied am Dienstag auf "strengen Freiheitsentzug" für die beiden Europäer.

Johan Persson und Martin Schibbye waren den Behörden zufolge von der Ogaden National Liberation Front (ONLF) von London via Kenia und Somalia illegal nach Äthiopien gebracht worden. Äthiopien betrachtet die ONLF als Terroristen.

Die beiden Schweden waren im Sommer in der somalischen Region im Osten Äthiopiens verhaftet worden. Sie räumten ein, illegal eingereist zu sein, alle anderen Vorwürfe wiesen sie aber zurück.

Beim Schuldspruch, der bereits vor einer Woche erging, urteilte das Gericht jedoch, es sei "sehr unwahrscheinlich", dass die beiden Reporter gemeinsam mit bewaffneten Rebellen ins Land gekommen seien, um lediglich zu recherchieren.

Berufung oder Entschuldigung

Der schwedische Anwalt der beiden freischaffenden Journalisten, Thomas Olsson, sagte im schwedischen Fernsehen, dass eine Entscheidung über eine mögliche Berufung noch nicht gefallen sei. Ein solches Verfahren könne bis zu zwei Jahren dauern.

Ein anderer juristischer Weg wäre, um eine Begnadigung zu bitten. "Das heißt, sie müssten zugeben, die vorgeworfenen Taten begangen zu haben und sich entschuldigen - was natürlich schwer ist, wenn man sich unschuldig fühlt", sagte Olsson. Ein Berufungsverfahren sei der logischere, aber wesentlich härtere Weg. Seine Mandanten haben zwei Wochen Zeit, sich zu entscheiden.

Schweden hat eine Kontaktaufnahme mit der äthiopischen Regierung angekündigt. Die beiden Männer seien mit journalistischen Zielen unterwegs gewesen und sollten umgehend freigelassen werden. Die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International erklärte, die beiden Schweden seien "Häftlinge des Gewissens, angeklagt wegen ihrer legitimen Arbeit".

Der schwedische Journalistenverband nannte das Urteil politisch bedingt. Es gebe keine Hinweise auf terroristische Aktivitäten.
Äthiopien wolle offenbar Reporter davon abhalten, zu mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen in der Ogaden-Region zu recherchieren.
Der Verbandsvorsitzende rief die schwedische Regierung auf, den Fall politisch zu lösen.

(APD)
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