Eigene Tochter entführt Schuldspruch für "falschen Rockefeller"

Boston (RPO). Der sogenannte "falsche Rockefeller" ist von einem Gericht in Boston wegen Kindesentführung schuldig gesprochen worden. Die US-Geschworenen befanden Christian Karl Gerhartsreiter am Freitag für schuldig, im vergangenen Jahr seine eigene Tochter entführt zu haben. Der aus Bergen am Chiemsee stammende Gerhartsreiter war in den USA jahrelang unter dem falschen Namen Clark Rockefeller aufgetreten.

Falscher Rockefeller ist ein Deutscher
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Gerhartsreiter drohen wegen der Entführung seiner auch "Snooks" genannten Tochter Reigh im Juli 2008 fünf Jahre Haft. Der Entführung waren die Scheidung von seiner Frau und ein erbitterter Sorgerechtsstreit vorausgegangen. Weitere bis zu zehn Jahre Haft könnten dem 48-Jährigen wegen eines Schuldspruchs wegen Angriffs mit einer gefährlichen Waffe bevorstehen. Nicht schuldig wurde Gerhartsreiter dagegen dafür befunden, dass er der Polizei gegenüber einen falschen Namen angab. Gerhartsreiters Verteidiger zielten in ihrer Strategie darauf ab, ihn für psychisch krank und nicht schuldfähig erklären zu lassen.

Der gebürtige Oberbayer reiste nach Erkenntnissen der US-Behörden vor drei Jahrzehnten in die USA ein und gab sich eine ganze Reihe falscher Namen und gefälschter Identitäten: Zuletzt nannte er sich Clark Rockefeller und behauptete, er gehöre dem legendären US-Clan an. Nach eigener Darstellung wuchs er in großem Luxus in New York auf, wurde mit 18 zum Waisen - nachdem ihm bereits mit 14 der Zugang zur Elite-Uni Yale gewährt wurde.

Mit seiner Phantasie-Geschichte, seiner Intelligenz und seinem Charme gewann der vermeintliche Rockefeller 1993 das Herz der Harvard-Absolventin Sandra Boss. Vor Gericht schilderte Boss ihr Kennenlernen und beschrieb Gerhartsreiter als "sehr attraktiv": "Er war sehr intelligent, sehr gut erzogen, und er konnte über einfach alles reden." Gerhartsreiter alias Rockefeller sei "wirklich interessant" gewesen "und außerdem wirklich sehr charmant". Was das vermeintliche Rockefeller-Vermögen anging, hielt sich ihr Mann demnach bedeckt und sagte, es liege wegen Streitigkeiten auf Eis.

Nach der Hochzeit im Jahr 1995 lernte Boss nach eigener Darstellung rasch die dunklen Seiten ihres Mannes kennen: "Es wurde eine sehr stressige Beziehung, er schrie mich an und gebrauchte Schimpfwörter. "

ali/jes

AFP

(AFP)
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