Blutbad in Norwegen Schütze: "Taten waren schrecklich, aber notwendig"

Oslo · Anders Behring Brevik hat sich nach Angaben seines Anwalts zu den Taten bekannt. Er soll alleine gehandelt haben. Sein Mandant habe die Taten als "grausam" beschrieben, sagte Anwalt Geir Lippestad. Er habe aber "diese Taten zu Ende bringen müssen". Nach einem Bombenanschlag im Zentrum Oslos hatte der Täter am Freitag mehr als 80 Jugendliche in einem Feriencamp auf der Insel Utoya erschossen.

 Der mutmaßlicher Täter, Anders Behring Breivik.

Der mutmaßlicher Täter, Anders Behring Breivik.

Der festgenommene 32-Jährige hat nach Angaben seines Anwalts erklärt, er habe seine Taten ohne Hilfe von Komplizen ausgeführt. Augenzeugen hatten zunächst berichtet, sie hätten bei der Erschießung von 85 Jugendlichen auf der Insel Utöya am Freitag einen weiteren Täter gesehen.

Die anschläge seien "wahrscheinlich seit langem geplant" gewesen, ergänzte der Verteidiger von Anders B. Am Samstag hatte Anders Breivik im Verhör zugegeben, auf der Insel Utöya das Feuer auf Teilnehmer eines Jugendlagers der regierenden Arbeiterpartei eröffnet zu haben, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Mindestens 85 Menschen wurden bei dem Massaker auf der Insel getötet, bei der Explosion einer Autobombe im Regierungsviertel in Oslo zuvor sieben weitere.

Am Montag soll der Verdächtige angeklagt werden. Dann wird ein Gericht darüber entscheiden, ob er während der Dauer der Ermittlungen in Untersuchungshaft bleiben muss.

Der Verdächtige habe zwei Schusswaffen eingesetzt, sagte ein Ermittler auf einer Pressekonferenz in Oslo. Der Amoklauf habe etwa anderthalb Stunden gedauert. Der Mann habe sich bei seiner Festnahme nicht widersetzt: "Es musste kein Schuss abgegeben werden". Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich laut Polizei um einen "christlichen Fundamentalisten" mit Kontakten zu rechtsextremen Kreisen.

Vier Menschen werden zur Zeit auf Utöya noch vermisst. Zur Suche nach den Vermissten wollte die Polizei ein Mini-U-Boot einsetzen. Die Überlebenden berichten über die schrecklichen Szenen auf Utoya. 90 Minuten lang jagte der Täter die Menschen auf der Insel, bis die Polizei ihn festnahm.

"Nationale Tragödie"

Ministerpräsident Jens Stoltenberg sprach am Samstag von einer "nationalen Tragödie". "Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg ist unser Land von einem Verbrechen dieses Ausmaßes getroffen worden", sagte Stoltenberg.

Der festgenommene Verdächtige nutzte für seine Taten womöglich aus Kunstdünger hergestellte Sprengsätze. "Wir haben ihm Anfang Mai sechs Tonnen Dünger verkauft", sagte die Sprecherin einer landwirtschaftlichen Kooperative. Norwegische Medien gaben den Namen des mutmaßlichen Täters mit Anders B. B. an. Auf dessen Facebook-Seite beschreibt sich ein blonder Mann als "konservativ" und "christlich". Er sei Leiter eines Bio-Bauernhofs, Junggeselle und interessiere sich für die Jagd sowie für Computer-Kriegsspiele.

Sommercamp-Teilnehmer berichteten, der Angreifer, der nach dem Anschlag in Oslo offenbar die Fähre nach Utöya nahm, habe sich ihnen als Polizist verkleidet genähert. Laut Augenzeugen schoss er selbst auf ins Wasser geflohene Menschen.

Der mutmaßliche Verantwortliche für die Zweifach-Anschläge war zwischen 1999 und 2006 Mitglied der rechtspopulistischen Fortschrittspartei und ihrer Jugendorganisation, wie die Partei mitteilte. Seit 2009 war er bei dem rechtsextremen schwedischen Internetforum Nordisk angemeldet.

Unterdessen schrieben norwegische Medien dem Verdächtigen ein inzwischen von den Betreibern gelöschtes Video auf der Internetplattform YouTube zu. In dem zwölf Minuten langen Film, der am Freitag eingestellt wurde, wechseln sich islamophobe Tiraden mit Lob für die mittelalterlichen Kreuzritter ab. Auch der Marxismus und multikulturelle Gesellschaften werden darin kritisiert. B., der ein christlicher Fundamentalist mit Kontakten in rechtsextreme Kreise sein soll, ist darin auf drei eingeblendeten Fotos zu sehen. Eines zeigt ihn mit einem Sturmgewehr. Die Zeitung "Dabladet" berichtete, das Video sei eine Zusammenfassung eines von B. unter einem Pseudonym verfassten Manifests.

Hier finden Sie die Protokolle vom Tag des Anschlags und dem folgenden Tag.

(AFP/felt/RPO)
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