Athen Schüsse auf Haus des deutschen Botschafters

Athen · Auf die Residenz des deutschen Botschafters in Griechenland ist in der Nacht zum Montag ein Anschlag verübt worden. Am frühen Morgen wurde das Haus des Botschafters Wolfgang Dold mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr beschossen. Verletzt wurde laut Polizei niemand.

Unbekannte schießen auf deutsche Botschaft
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Unbekannte haben in der Nacht zum Montag mit einem Maschinengewehr dutzende Schüsse auf die Residenz des deutschen Botschafters in Griechenland abgefeuert. Verletzt worden sei niemand, teilte die Polizei in Athen mit. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und die griechische Regierung verurteilten die Attacke. Das Gebäude in einem Athener Vorort war bereits im Jahr 1999 Ziel eines Anschlags.

Er habe vier Täter gesehen, sagte ein vor dem Gebäude postierter Polizist. Die Täter schossen demnach aus einer oder mehreren Schnellfeuerwaffen vom Typ Kalaschnikow. Sie entkamen unerkannt. Ermittler fanden auf einem an die Residenz angrenzenden Gelände etwa 60 Patronenhülsen. Eine Anti-Terror-Einheit sperrte die Residenz ab. An dem Gebäude entstand Sachschaden. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Dold hielt sich zum Zeitpunkt des Angriffs in der Residenz im nordöstlichen Vorort Chalandri auf. Steinmeier telefonierte nach Angaben des Auswärtigen Amtes am Montagmorgen mit dem Botschafter sowie mit seinem griechischen Kollegen Evangelos Venizelos. Nichts könne "einen solchen Angriff auf einen Vertreter unseres Landes rechtfertigen", erklärte Steinmeier in Berlin. "Das ist ein Vorfall, den wir sehr ernst nehmen." Er sei froh, dass niemand zu Schaden gekommen sei.

Sicherheitsvorkehrungen verstärken

Es werde den Tätern nicht gelingen, "die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland und zwischen Deutschen und Griechen kaputt zu machen", betonte Steinmeier. Er dankte der griechischen Regierung, die zugesagt habe, die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort zu verstärken und alles dafür zu tun, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras und der Minister für Öffentliche Ordnung, Nikos Dendias, nahmen noch in der Nacht per Telefon Kontakt zu Dold auf. Samaras telefonierte in der Angelegenheit auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Außenminister Venizelos verurteilte die Schüsse als "feigen Terroranschlag", der nur darauf ziele, Griechenland kurz vor der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft zu schaden. Athen hat den Ratsvorsitz ab Mittwoch für sechs Monate inne.

Deutsche als Feindbild

Seit dem Ausbruch der Schuldenkrise ist Deutschland für viele Griechen zum Feindbild geworden. Sie sehen die Bundesregierung als Hauptverantwortliche hinter den harten Sparauflagen der internationalen Geldgeber-Troika, die Griechenland seit dem Ausbruch der Schuldenkrise im Jahr 2010 verordnet wurden.

In Griechenland werden immer wieder Anschläge auf diplomatische Einrichtungen, Banken oder ausländische Firmen verübt. Meist bleibt es bei Sachschäden. Die Polizei macht Linksextremisten oder Anarchisten für die Angriffe verantwortlich.

Auf die deutsche Botschafter-Residenz war bereits im Mai 1999 ein Anschlag mit einer Rakete verübt worden. Auch damals kam kein Mensch zu Schaden. Die linksgerichtete Untergrundorganisation 17. November bekannte sich zu der Tat. Die inzwischen zerschlagene Gruppe steht hinter zahlreichen Attentaten auf griechische und ausländische Persönlichkeiten. Seit den 70er Jahren wurden dabei etwa 20 Menschen getötet.

(afp)
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