Motiv Spaß Schüler prügeln Mann fast zu Tode

München (RPO). Sie waren während ihrer Klassenfahrt auf der Suche nach dem ultimativen "Kick". Und diesen fand eine Schülergruppe in München, als sie einen 46 Jahre alten Mann fast zu Tode prügelte. Das Tatmotiv: Spaß.

Jugendgewalt 2008: Was an einem Tag passiert
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Foto: AP

Die Jugendlichen aus Zürich schlugen den Passanten in der Nacht zum Mittwoch nieder und traten auf den am Boden liegenden Mann ein, wie die Münchner Polizei am Donnerstag erklärte. Er erlitt zahlreiche Brüche am Kopf und im Gesicht. Die Schüler gingen laut Staatsanwaltschaft mit großer Brutalität vor. Teilweise gestanden sie die Vorwürfe.

Gegen drei 16-Jährige wollte der Staatsanwalt noch am Donnerstag Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragen. Zwei weitere Schüler im Alter von 15 und 17 Jahren wurden festgenommen. Auch gegen sie wird ermittelt.

Die sechs- bis siebenköpfige Gruppe soll außerdem unmittelbar vor beziehungsweise nach dem Angriff auf den 46-Jährigen drei ältere Männer und einen Studenten verprügelt haben.

Amoklauf ohne Waffen

"Man kann sich das als eine Art Amoklauf vorstellen, zum Glück nicht mit Waffen", sagte Staatsanwalt Laurent Lafleur. Einer der Schüler habe ausgesagt, die Gruppe habe vorgehabt, "Leute wegzuklatschen".

Die Gruppe stammt von einer Schule in Zürich und war auf Abschlussfahrt in München. Einige der Jugendlichen sollen nach eigenen Aussagen auch in der Schweiz wegen Körperverletzung oder ähnlicher Vergehen polizeibekannt sein, erklärte Lafleur. Ihnen drohten Jugendstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren - eher im oberen Bereich.

Laut Lafleur überraschten die Schüler den Mann mit ihrem Angriff. Es habe davor keinerlei Streit oder Gespräch gegeben, betonte er. Das Motiv sei offensichtlich Spaß gewesen. "Einer der Jugendlichen hat ausgesagt, dass sie einen 'Kick' gesucht haben", sagte Lafleur.

Die Jugendlichen sollen zuvor Alkohol getrunken und teilweise Marihuana geraucht haben. Auch den Studenten sollen die Schüler unvermittelt niedergeschlagen haben. Die drei älteren Männer sucht die Polizei derzeit noch.

Nach den Angriffen seien die Jugendlichen in ihre Unterkunft im Münchner Bahnhofsviertel geflüchtet, erklärte die Polizei. Vier von ihnen konnten dort noch in der Nacht zum Mittwoch festgenommen werden. Ein fünfter Tatverdächtiger wurde erst auf der Rückfahrt der Reisegruppe in die Schweiz aus dem Bus heraus festgenommen. Die Klassenfahrt sei abgebrochen worden.

Opfer kann sich nur teilweise erinnern

Das 46-jährige Opfer erlitt laut Polizei eine Teilamnesie und kann sich nur noch an Teile des Angriffs erinnern. Er sei noch im Krankenhaus, möglicherweise werde er bleibende Schäden davontragen.

Durch die Schläge erlitt er nach Angaben der Staatsanwaltschaft zahlreiche Brüche im Mittelgesicht, mehrere Brüche beider Kieferhöhlen sowie einen Bruch des rechten Jochbogens und der seitlichen Begrenzung der rechten Augenhöhle.

Bei den drei Hauptverdächtigen handelt es sich um zwei Schweizer Staatsbürger und einen Slowenen. Die beiden anderen Festgenommenen sind ein Portugiesen und einen Schweizer mit Migrationshintergrund fest. Sie alle gingen in Zürich zur Schule.

(AP)
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