Erdrutsche in China Schon mehr als 700 Todesopfer

Zhouqu (RPO). Nach den verheerenden Erdrutschen im Nordwesten Chinas hat sich die Zahl der Todesopfer nahezu verdoppelt. In den Geröll- und Schlammmassen in der Provinz Gansu wurden bislang 702 Leichen geborgen, etwa 1000 Menschen wurden noch vermisst.

700 Tote bei Überschwemmungen in China
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Obwohl Rettungskräfte einen Mann 50 Stunden nach den Erdrutschen lebend aus den Trümmern zogen, schwand die Hoffnung, weitere Überlebende zu finden.

Bis Dienstag stieg die Zahl der geborgenen Todesopfer auf 702, wie der Leiter der Zivilschutzbehörde von Gansu, Tian Baozhong, sagte. Die Zahl der Vermissten in der Provinz, in der ein Drittel der Bevölkerung Tibeter sind, sei hingegen nur leicht auf 1042 Menschen zurückgegangen. Durch die Erdrutsche am Samstag wurden mindestens drei Dörfer verschüttet. Das Katastrophengebiet erstreckte sich laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua auf einer 500 Meter breiten und fünf Kilometer langen Fläche. Besonders stark betroffen war der Verwaltungsbezirk Zhouqu.

"Ihr müsst gegen die Uhr kämpfen und keine Anstrengungen scheuen, Leben zu retten", forderte Chinas Regierungschef Wen Jiabao die mehr als 7000 Soldaten und anderen Einsatzkräfte in Zhouqu auf. Präsident Hu Jintao leitete laut Xinhua am Dienstag eine Krisensitzung mit hochrangigen Vertretern der kommunistischen Partei.

In Zhouqu wurde am Dienstag der Einsatz der Bergungskräfte belohnt, als sie mehr als 50 Stunden nach den Erdrutschen einen 52-jährigen Mann lebend aus den Trümmern eines Wohnhauses zogen. Andere Rettungsteams berichteten von "sehr schwachen" Lebenszeichen an anderen Orten, wie Xinhua meldete. Die Hoffnung, weitere Verschüttete lebend zu bergen, schwand allerdings.

Mancherorts waren die Straßen zwei Meter hoch durch Schlamm verschüttet, Häuser wurden bis in den dritten Stock überflutet. Durch die Erdrutsche wurden ganze Häuser, Autos und große Schlammmassen in den Bailong-Fluss, der durch Zhouqu fließt, gedrückt. Dies verursachte nach Behördenangaben weitere Überschwemmungen. Angesichts zerstörter Straßen und Brücken gestaltete sich die Versorgung der Region mit Hilfsgütern schwierig.

Im Katastrophengebiet wanderten Menschen auf der Suche nach ihren Angehörigen umher. "Mein älterer Bruder wurde hier verschüttet, er war im Erdgeschoss", sagte der 45-jährige Chen Xue der Nachrichtenagentur AFP vor einem bis zur dritten Etage verschütteten Haus. Er wolle warten, bis sein Bruder aus den Trümmern geborgen werde, auch wenn er das Unglück wahrscheinlich nicht überlebt habe. Die Behörden hatten Angehörigen der Katastrophenopfer eine Entschädigungszahlung von 8000 Yuan (890 Euro) pro Todesopfer zugesagt.

China erlebt in diesem Jahr als Folge immer neuer schwerer Regenfälle die schlimmsten Überschwemmungen seit zehn Jahren. Vor den Erdrutschen in Zhouqu kamen dabei bereits mehr als 2100 Menschen ums Leben oder wurden als vermisst gemeldet. Mindestens zwölf Millionen Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Der chinesische Ressourcenminister Xu Shaoshi nannte als Gründe für die Überschwemmungen und Erdrutsche starke Regenfälle, langanhaltende Dürre und Bodenerosion. Außerdem habe das schwere Erdbeben in Sichuan 2008 die Berge im Katastrophengebiet destabilisiert.

In Chinas Nachbarland Nepal starben bei einem Erdrutsch sieben Menschen. Unter den Todesopfern in einem Dorf im westlichen Bezirk Bajura seien drei Kinder, teilten die Behörden mit.

(AFP/born)
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