Spanische Exklave Melilla Scharf bewachte Grenze zwischen Arm und Reich

Melilla · Ein sechs Meter hoher Zaun trennt Migranten aus Afrika an der Grenze zur spanischen Exklave Melilla von einem - zumindest vermeintlich - besseren Leben. Wie die Menschen auf der anderen Seite der Barriere leben, können die afrikanischen Flüchtlinge sehen: Gleich auf der anderen Seite des Zauns ist ein Golfplatz. Während Europäer dort ihrem Freizeitvergnügen nachgehen, versuchen immer wieder Afrikaner die Flucht über den Zaun. Manchmal mit tödlichen Folgen.

Die Flüchtlinge in Melilla und der Zaun
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Die Flüchtlinge in Melilla und der Zaun

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Foto: AFP PHOTO/ PRODEIN

Dem spanischen Fotografen José Palazón ist ein Foto gelungen, das die brutal unterschiedlichen Lebenswelten von reichen Europäern und afrikanischen Flüchtlingen zeigt. Es zeigt zwei Golfspielerinnen, die bei strahlendem Sonnenschein den warmen Herbst in der spanischen Exklave genießen. Ein idyllisches Bild - wäre da nicht sechs Meter hohe Zaun im Hintergrund des Fotos, auf dem mehrere afrikanische Flüchtlinge sitzen oder hängen.

Melilla ist einer der Orte, an dem sich die Flüchtlingsproblematik auf schmerzhafte Weise zuspitzt. Die Exklave ist einer von zwei Punkten auf der Landkarte, an denen Europa und Afrika eine Landgrenze haben. Der andere ist Ceuta an der Straße von Gibraltar, das ebenfalls in Marokko liegt.

Wer es bis nach Melilla geschafft hat, ist nur noch wenige Meter von dem Leben entfernt, für das er alles riskiert hat. Doch realistisch betrachtet ist Europa immer noch weit weg. Die Flüchtlinge campieren oft wochenlang in Waldgebieten an der Grenze zur Exklave, Hilfsorganisationen versorgen sie mit Wasser und Essen. Nach Schätzung des Madrider Innenministeriums leben in Marokko etwa 40.000 Afrikaner aus Ländern südlich der Sahara, die auf eine Gelegenheit warten, nach Spanien zu gelangen.

Grenzanlagen werden immer weiter verschärft

Die Grenzanlagen werden ständig weiter ausgebaut. Zuletzt wurden engmaschige Netze angebracht, die verhindern sollen, dass sich Menschen beim Klettern festhalten können. Trotzdem versuchen viele Afrikaner, über den Zaun zu gelangen. Dort gibt es Bewegungsmelder und Nachtsichtgeräte, die Guardia Civil pa­t­rouil­lie­rt. 14 Menschen sind beim Versuch, über den meterhohen Zaun zu steigen, schon ums Leben gekommen. Doch es gibt immer wieder auch Flüchtlinge, die es nach Europa schaffen.

Nach spanischem Gesetz dürfen sie nicht sofort nach Marokko zurückgeschickt werden. Zunächst müssen ihre Personalien aufgenommen werden und es muss festgestellt werden, ob die Flüchtlinge politisch verfolgt werden. Das will die konservative Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy jetzt ändern, am Mittwoch hat sie eine entsprechende Regelung im Parlamenet vorgelegt. Doch noch gilt: Wer es aufs spanische Territorium schafft, bekommt zumindest eine Galgenfrist.

Am Montag war es mindestens 60 Menschen gelungen, den Grenzzaun von Melilla zu überwinden. Mehrere Gruppen hatten den Zaun zeitgleich gestürmt, so dass die marokkanische Polizei nur einen Teil von ihnen abfangen konnte. Die Behörden teilten mit, die Flüchtlinge seien in eine Polizeistation und in ein Aufnahmelager gebracht worden.

Menschenrechtler werfen der spanischen Polizei vor, die Grundrechte der Afrikaner zu verletzten. Die Organisation Prodein hatte ein Video veröffentlicht, dass einen Einsatz der Polizei vom vergangenen Mittwoch zeigt. Darin ist zu sehen, wie spanische Polizisten auf einen am Grenzzaun hängenden Flüchtling mit Knüppeln einschlagen und den offenbar bewusstlosen Mann anschließend an die marokkanische Polizei übergeben.

mit Material der Nachrichtenagentur AFP

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