Polnische Präsidentenmaschine Russische Polizisten bestahlen Absturzopfer

Warschau (RPO). Schlimmer Verdacht: Nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine sollen drei russische Polizisten die Kreditkarte eines der Opfer gestohlen und Geld abgehoben haben. Nach polnischen Angaben wurden die Männer inzwischen festgenommen. Die Russen dementieren.

Polnischer Präsident tot - Die Absturzstelle
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Drei russische Polizisten sind angeblich festgenommen worden, weil sie die Kreditkarte eines der Opfer der abgestürzten polnischen Präsidentenmaschine benutzt haben sollen. Rund 6000 Zloty (1500 Euro) wurden laut einem polnischen Zeitungsbericht vom Konto des Präsidenten des Komitees zum Schutz der nationalen Gedenkstätten, Andrzej Przewoznik, abgebucht.

Regierungssprecher Pawel Gras bestätigte gegenüber dem Privatsender Radio Zet, drei Mitglieder der russischen Spezialeinheit Omon seien dank der Zusammenarbeit polnischer und russischer Sicherheitskräfte festgenommen worden.

Das russische Innenministerium dementierte die Festnahmen. "Diese Informationen entsprechen nicht der Realität. Kein Mitglied der Polizei in Smolensk ist festgenommen worden", hieß es in einer Erklärung. Das Ministerium erinnerte daran, dass der polnische Übergangspräsident Bronislaw Komorowski Anfang Mai vier Polizisten aus Smolensk für ihre Arbeit an der Unglückstelle ausgezeichnet habe. Vor diesem Hintergrund seien die Anschuldigungen "zynisch".

Der polnische Präsident Lech Kaczynski war am 10. April mit seiner Frau und 94 weiteren Insassen beim Absturz seines Flugzeugs in der Nähe der russischen Stadt Smolensk ums Leben gekommen. Der Präsident war auf dem Weg nach Katyn, um der Opfer des Massakers von Katyn zu gedenken, bei dem im Zweiten Weltkrieg 22.000 Polen von sowjetischen Geheimdiensteinheiten ermordet wurden.

Der genaue Ablauf des Absturzes ist derweil immer noch nicht vollständig rekonstruiert. Die polnischen Behörden haben in der letzten Woche die Abschrift der Flugschreiber veröffentliicht. Die automatische Warnung "Pull up, Pull up" ("Hochziehen, Hochziehen") ist eine Minute vor dem Absturz mehrmals im Cockpit zu hören, wie es laut dem im Internet veröffentlichten Bericht heißt. Die Piloten der Tupolew-154 reagierten demnach nicht auf den automatischen Befehl.

Russische Fluglotsen werden 16 Minuten vor dem Absturz zitiert, die Wetterbedingungen auf dem Flughafen Smolensk in Westrussland erlaubten keine Landung. "Danke, wenn es möglich ist, versuchen wir es", wird der Chefpilot Arkadiusz Protasiuk zitiert. "Aber wenn das Wetter nicht gut sein wird, werden wir eine zweite Runde drehen", sagt er demnach.

Eine Minute später sagt der Pilot den Aufzeichnungen zufolge, eine Landung sei nicht möglich. "In diesem Moment, unter den aktuellen Bedingungen, gelingt es uns nicht zu landen." Zehn Minuten später ist der Protokollchef des Außenministeriums zu hören, der im Cockpit zu den Piloten sagt: "Der Präsident hat noch nicht entschieden, was wir machen werden."

Laut der Abschrift befindet sich Luftwaffenchef Andrzej Blasik zwei Minuten vor dem Absturz im Cockpit, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass er die Piloten zur Landung drängt. Eine Minute vor dem Absturz beginnen die automatischen Warnungen "Terrain ahead" ("Boden in Sicht") und "Pull up, Pull up" ("Hochziehen, Hochziehen"). Aber die Piloten brechen die Landung nicht ab. Fünfzig Meter über dem Boden werden die Fluglotsen mit den Worten "Horizon 101" zitiert. Das bedeutet, dass die Landeanweisungen abgeschlossen sind. Die letzten Sekunden auf den Black Boxes geben laut Abschrift den Lärm wieder, als das Flugzeug einen Baum streift. Außerdem sind fluchende Piloten zu hören.

(AFP/ndi)
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