Proteste in Myanmar erreichen neue Dimension Rund 10.000 Mönche bei Demonstrationen

Rangun (RPO). Ein bewegendes Treffen zwischen der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und demonstrierenden buddhistischen Mönchen hat den Protesten in Myanmar eine neue politische Dimension verliehen. Sicherheitskräfte ließen die Mönche am Haus der unter Arrest stehenden Oppositionsführerin vorbeiziehen. Normalerweise ist die Straße abgesperrt.

Protest der Mönche
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Foto: AFP

Insgesamt protestierten rund 2000 Mönche in in Rangun. In der zweitgrößten Stadt Mandalay, dem religiösen Zentrum des südostasiatischen Landes, waren es noch mehr.

Aung San Suu Kyi, die den Großteil der vergangenen 18 Jahre unter Hausarrest verbracht hat, trat mit Tränen in den Augen vor ihr Haus und begrüßte die Mönche. Diese stoppten ihren Demonstrationszug für rund 15 Minuten und rezitierten buddhistische Gebete. Anschließend riegelten die Sicherheitskräfte die Straße wieder ab.

Zuvor waren die Mönche bei strömendem Regen und begleitet von mehr als hundert einfachen Bürgern nach Gebeten an der berühmten Shwedagon-Pagode zu einem weiteren Tempel im Stadtzentrum gezogen, an dem 1500 Menschen sie lächelnd und Beifall klatschend empfingen. Sicherheitskräfte in Zivil begleiteten die Demonstrationen und machten Videoaufnahmen.

In Mandalay zogen die Mönche durch den Payagyi-Distrikt, in dem sich viele der bedeutendsten Klöster befinden. Der Protest fand Augenzeugen zufolge am Morgen statt und endete friedlich. In Mandalay leben rund 300.000 Mönche, unter ihnen viele Novizen, die in der Stadt im Zentrum des Landes die buddhistische Lehre studieren.

Eine wenig bekannte buddhistische Gruppe in Myanmar forderte die Menschen im Land zu stillen öffentlichen Gebeten auf, um die Protestbewegung zu unterstützen. "Wir rufen alle Bürger auf, sich unseren Wachen anzuschließen", sagte ein Sprecher der Untergrundgruppe Allianz aller myanmarischen buddhistischen Mönche. Die Gebete sollten am Sonntag beginnen und drei Tage dauern, ergänzte der Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte. Er rief die Bürger auf, sich jeden Abend um 20 Uhr zu 15-minütigen Gebeten vor ihre Häuser zu begeben. "Wir wollen Frieden in Birma", betonte der Sprecher.

Die Mönche, die nicht nur hohes Ansehen in Myanmar genießen, sondern auch die einzige Gruppe außerhalb der Armee mit einer landesweiten, funktionierenden Struktur und Organisation sind, stehen an der Spitze der wachsenden Protestbewegung. Seit Montag gingen sie täglich auf die Straße. Begonnen hatte der Protest im August, nachdem die Militärführung die Treibstoffpreise sowie die Kosten für den öffentlichen Verkehr drastisch erhöht hatte. Es handelt sich um die längste öffentliche Regierungskritik seit der großen Oppositionsbewegung von 1988, die gewaltsam niedergeschlagen wurde, wobei hunderte, wenn nicht tausende ums Leben kamen. Auch damals spielten die Mönche eine wichtige Rolle.

Das Militär, das das Land seit 45 Jahren regiert und normalerweise keinerlei öffentliche Kritik duldet, verhielt sich bisher zurückhaltend. Beobachtern zufolge fürchten die Generäle, dass Gewalt gegen Mönche einen Aufstand auslösen könnte.

Eine Protestkundgebung in der Stadt Sittwe lösten Sicherheitskräfte jedoch am Mittwoch mit Tränengas und Warnschüssen auf. Zudem wurden in den vergangenen Wochen mehr als 150 Menschen festgenommenen, unter ihnen bekannte Kämpfer für die Demokratie. Einer von ihnen ist Min Ko Naing, der bekannteste Oppositionsführer nach Aung San Suu Kyi.

Die Proteste haben das Land, aus dem wenig Informationen nach außen dringen, in das Interesse der Weltöffentlichkeit gerückt. Die Botschafter der USA und Großbritanniens bei der UNO hatten erklärt, sie seien über die Reaktion der Junta auf den friedlichen Protest "entsetzt". Der britische Außenminister David Miliband will die Lage in Myanmar bei der UN-Vollversammlung am Dienstag in New York zur Sprache bringen.

(afp)
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