Ausflugsschiff auf der Wolga gesunken Rettungskräfte befürchten 90 Tote

Moskau (RPO). Nach dem Untergang eines Ausflugsschiffes auf dem russischen Fluss Wolga haben Rettungskräfte am Montag weiter nach Überlebenden gesucht. Die "Bulgaria" war am Sonntag zwischen der Ortschaft Bolgar und der Provinzhauptstadt Kasan rund 750 Kilometer östlich von Moskau gesunken.

 Angehörige der Opfer warten Am Ufer auf Nachricht.

Angehörige der Opfer warten Am Ufer auf Nachricht.

Foto: AFP, AFP

Das Katastrophenschutzministerium habe den Tod von neun Menschen bestätigt, sagte Sprecherin Jelena Smirnich am Montag. 80 Passagiere seien gerettet worden. Bei den Überlebenden handelte es sich ausschließlich um russische Staatsbürger. Ob sich auch Ausländer an Bord des Schiffes befunden hatten, war zunächst unklar.

90 Menschen wurden am Montag weiterhin vermisst. Die Hoffnung, weitere Überlebende zu bergen, schwand am Tag nach dem Unglück jedoch. Die "Bulgaria" war drei Kilometer vom Ufer entfernt gesunken. An einigen Stellen ist die Wolga 30 Kilometer breit.

An Bord des Ausflugsschiffes sollen 185 bis 196 Menschen gewesen sein, obwohl die "Bulgaria" lediglich für 120 Passagiere zugelassen war. Darunter waren offenbar auch zahlreiche Kinder. Kurz vor dem Unglück hätten sich rund 50 Kinder im Veranstaltungsraum der "Bulgaria" versammelt, zitierten russische Medien einen Überlebenden.

Schiff innerhalb von acht Minuten gesunken

Der Grund für das Kentern des Schiffs war am Montag weiter unklar. Augenzeugenberichten zufolge neigte sich die "Bulgaria" bei einem Wendemanöver nach Steuerbord und wurde von einer Welle überspült, sagte Igor Panischin vom regionalen Katastrophenschutzministerium der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Daraufhin sei das Schiff innerhalb von acht Minuten gesunken.

Unterdessen wurden auch Vorwürfe gegen Kapitäne anderer Wolgaschiffe laut. Überlebende berichteten dem Nachrichtensender Westi 24, mehrere andere Schiffe seien der "Bulgaria" nicht zu Hilfe gekommen. "Zwei Schiffe haben nicht angehalten, obwohl wir gewunken haben", sagte ein etwa 40-jähriger Mann dem Sender.

Die "Bulgaria" wurde 1955 in der damaligen Tschechoslowakei gebaut und gehörte einem örtlichen Reiseveranstalter. Nach Angaben des russischen Tourismusverbandes war das Schiff seit Jahren nicht gewartet worden.

Zudem habe die "Bulgaria" über keine Trennwände im Inneren verfügt und sei deshalb recht fragil gewesen, sagte ein Tourismusexperte. "Im Falle eines Unfalls sinken diese Schiffe innerhalb von Minuten", sagte Dmitri Woropajew, Chef der Samara Travel Company, der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

(AP/dapd/csr)
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