Reporter ohne Grenzen 74 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet

Berlin · Auch in diesem Jahr wurden wieder Dutzende Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet. Die Zahl ist zwar gesunken - doch die Ursache ist kein Grund zur Freude.

 Ein Mann zeigt ein Foto des getöteten Journalisten Soe Moe Tun während der Beerdigung (14.12.2016) in Myanmar.

Ein Mann zeigt ein Foto des getöteten Journalisten Soe Moe Tun während der Beerdigung (14.12.2016) in Myanmar.

Foto: dpa, cha jma kde

Insgesamt 74 Journalisten und andere Medienschaffende sind nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (ROG) im zu Ende gehenden Jahr wegen ihrer Arbeit getötet worden. Die gefährlichsten Länder seien in diesem Zusammenhang Syrien, Afghanistan, Mexiko, der Irak und der Jemen, hieß es in der Jahresbilanz der Pressefreiheit 2016 der Organisation. 53 der Getöteten seien wegen ihrer Arbeit gezielt angegriffen worden. Die übrigen 21 starben im Einsatz, etwa bei der Arbeit in einem Kriegsgebiet. Unter den Opfern waren fünf Frauen.

In den vergangenen Jahren waren noch deutlich mehr Medienschaffende getötet worden, 2015 etwa waren es 101. Der Rückgang beruhe vor allem darauf, dass viele Journalisten aus gefährlichen Ländern fliehen mussten. Von dort würden deshalb nur noch wenige unabhängige Informationen nach außen gelangen.

Unter den Getöteten waren nach ROG-Angaben 57 professionelle Journalisten sowie neun Bürgerjournalisten und acht Medienmitarbeiter wie etwa Kameraleute. Die beiden letzteren Gruppen wurden in diesem Jahr erstmals gleichberechtigt mit in die Statistik gezählt. In der Vergangenheit hatte die Organisation vor allem die Zahl der professionellen Journalisten, die wegen der Arbeit getötet wurden, genannt. Seit 2007 waren es demzufolge insgesamt 695.

ROG nennt in der Jahresbilanz auch Einzelschicksale - etwa das der 32-jährigen Anabel Flores Salazar, die als Reporterin für die Zeitung "El Sol de Orizaba" in Mexiko über organisierte Kriminalität berichtete. Sie verschwand im Februar, ihre halb nackte Leiche wurde einen Tag später gefunden. In Afghanistan wurden im Januar mehrere Mitarbeiter des Fernsehsenders Tolo TV bei einem Selbstmordanschlag auf einen Kleinbus des Senders getötet.

Sorgen bereitet der Organisation auch, dass im vergangenen Jahr viele Medienschaffende festgenommen wurden. Weltweit seien derzeit mindestens 348 Medienleute wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, hieß es in einem ersten Teil der ROG-Jahresbilanz, der bereits vor einigen Tagen veröffentlicht worden war. "Die Repressionswelle seit dem Putschversuch in der Türkei hat die Zahl der weltweit inhaftierten Journalisten in diesem Jahr deutlich in die Höhe getrieben", hieß es.

(crwo/dpa)
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