Westerwelle auf dem Weg nach Teheran Reporter in Obhut der deutschen Botschaft

Teheran (RPO). Die seit mehr als vier Monaten im Iran inhaftierten deutschen Journalisten sind frei. Die beiden wurden am Samstagnachmittag von Täbris nach Teheran geflogen. Seit dem Abend befinden sie sich in der Obhut der deutschen Botschaft in Teheran, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin mitteilte. Bundesaußenminister Guido Westerwelle traf nach der Freilassung in Teheran zu Gesprächen mit seinem iranischen Kollegen ein.

Die beiden Journalisten der Zeitung "Bild am Sonntag" waren 132 Tage in der Gewalt iranischer Behörden. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, erklärte am Abend in Hamburg: "Wir freuen uns sehr, dass nach so langer Zeit die Reporter Jens Koch und Markus Hellwig wieder frei sind." Döpfner dankte besonders Westerwelle, der sich mit großem persönlichem Engagement für die Freilassung der Reporter eingesetzt habe.

Der stellvertretende Chefredakteur der "Bild am Sonntag", Michael Backhaus, sagte in Berlin: "Über die Freilassung sind wir hier alle überglücklich." Ein 132 Tage langer Albtraum sei damit für die Redaktion und alle Angehörigen zu Ende.

Haftstrafe in Geldstrafe umgewandelt

Das iranische Staatsfernsehen berichtete am Samstag, Westerwelle wolle mit der Regierung in Teheran über die Beziehungen beider Länder und die Entwicklung der Region sprechen. Es ist wahrscheinlich, dass die beiden Journalisten mit ihm zurück nach Deutschland fliegen.

Zuvor hatte das iranische Staatsfernsehen berichtet, dass beide gegen eine Strafzahlung von je 50.000 Dollar (35.000 Euro) freikommen sollen. Ein Gericht in der nordiranischen Stadt Täbris hatte die 20-jährige Haftstrafe wegen Vergehen gegen die nationale Sicherheit in eine Geldstrafe umgewandelt.

Die beiden Deutschen "haben es verdient, dass ihre Strafe umgewandelt wird und sie islamische Gnade erfahren", hieß es in dem Gerichtsurteil. Den Angaben zufolge dürfen die Reporter laut einem Gerichtsbeschluss das Land nach Zahlung der Strafe verlassen.

Die Reporter waren mit einem Touristenvisum eingereist und am 10. Oktober in Täbris festgenommen worden. Die beiden hatten den Sohn der wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilten Sakine Aschtiani interviewt.

Die iranischen Behörden hatten ihnen vorgeworfen, Kontakte zu regierungsfeindlichen Gruppen außerhalb des Irans zu haben. Das Interview mit Aschtianis Sohn Sadschdschad Kadersadeh sei von einer gegen Teheran gerichteten Gruppe mit Sitz in Deutschland vermittelt worden, hieß es bei der Festnahme.

(AFP/rtr/das)
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