„Renn-Hidschab“ Kopftuch für Joggerinnen löst in Frankreich Boykott-Aufrufe aus

Paris · Die Sportartikel-Kette Decathlon ist in Frankreich massiver Kritik ausgesetzt. Grund dafür ist ein Kopftuch für Joggerinnen. Der sogenannte Renn-Hidschab wurde auf der Webseite des Unternehmens zum Kauf angeboten und löste Boykott-Aufrufe aus.

 Ein Mitarbeiter des Unternehmens Decathlon (Symbol/Archivbild).

Ein Mitarbeiter des Unternehmens Decathlon (Symbol/Archivbild).

Foto: dpa

Zunächst erklärte das französische Unternehmen auf Twitter, dass die Kopfbedeckung nur in Marokko erhältlich sei. Dann hieß es, dass der Hidschab bald auch in Frankreich verkauft werde, aber aus Versehen zu früh auf der Webseite veröffentlicht worden sei. „Seien Sie versichert, wir leugnen keinen unserer Werte. Wir haben immer alles getan, um den Sport überall auf der Welt zugänglicher zu machen. Dieser Hidschab war ein Bedürfnis einiger weiblicher Läuferinnen“, schrieb Decathlon am Montag und reagierte damit auf heftige Kritik.

Auch französische Politiker sprechen sich gegen das neue Produkt aus. „Der Sport ist emanzipiert. Er unterwirft sich nicht. Meine Wahl als Frau und als Bürgerin wird es sein, einer Marke, die mit unseren Werten bricht, nicht mehr zu vertrauen“, schrieb Aurore Bergé von der Regierungspartei La République en Marche auf Twitter. Gesundheitsministerin Agnès Buzyn erklärte, dass der Verkauf zwar legal sei, aber sie die Idee dahinter nicht teile. „Ich hätte es vorgezogen, wenn eine französische Marke nicht für den Schleier geworben hätte“, sagte sie dem französischen Sender RTL.

Der Hidschab soll nun in den kommenden Wochen in Frankreich und auf Wunsch auch weltweit erhältlich sein - aber keinesfalls das Gesicht bedecken, so Decathlon. In Frankreich ist Vollverschleierung verboten. Vor gut zwei Jahren löste das Verbot der muslimischen Badebekleidung Burkini an einigen französischen Strände eine heftige Debatte aus. Decathlon ist nicht der einzige Sporthersteller, der Kopfbedeckungen für muslimische Athletinnen verkauft. Auch die US-amerikanische Firma Nike zum Beispiel entwickelte eine solche Kopfbedeckung.

(felt/dpa)
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