485 Bergleute haben überlebt Suche in Soma eingestellt — 301 Opfer beim Grubenunglück

Es ist das schwerste Grubenunglück in der Geschichte der Türkei: 301 Tote hat die Katastrophe von Soma gefordert. Jetzt haben die Rettungskräfte ihre Suche eingestellt. Unterdessen weien die türkische Regierung und Betreiber eine Mitschuld an der Katastrophe zurück. Doch die Wut im Volk ist groß. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Protesten und Festnahmen.

Türkei: Mehr als 200 Tote bei Grubenunglück
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Mehr als 300 Tote bei Grubenunglück in der Türkei

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Das schwerste Grubenunglück in der Geschichte der Türkei hat 301 Menschen das Leben gekostet. Nachdem am Samstag Bergungskräfte die Leichen der letzten beiden vermissten Bergleute gefunden hatten, wurden die Sucharbeiten beendet. Nach Aussage von Energieminister Taner Yildiz konnten 485 Bergleute nach dem Unglück aus der Mine fliehen oder wurden gerettet.

Am Dienstag war in der Mine in Soma ein Stromverteiler explodiert, danach brach ein verheerendes Feuer aus, das Kohle entzündete und giftige Gase freisetzte. Viele Kumpel starben an Kohlenmonoxidvergiftung.

Betreiber wollen von Fahrlässigkeit nichts wissen

Regierung und Betreiberfirma streiten ab, dass das Unglück durch Fahrlässigkeit ausgelöst worden sei. Allerdings verweisen oppositionelle Abgeordnete auf laxe Kontrollen. Ein Bergarbeiter, der überlebte, sagte, die Sicherheitsinspektoren hätten nie in den Tiefen der Mine kontrolliert.

Ein vorläufiger Untersuchungsbericht, aus dem die Zeitung "Milliyet" am Samstag zitierte, geht davon aus, dass schwelende Kohle die Decke eines Stollens zum Einsturz brachte. Dem Bericht zufolge seien die Stützpfeiler lediglich aus Holz und nicht aus Metall gewesen, und es habe nicht genug Kohlenmonoxidsensoren gegeben.

Bevölkerung wütend

Die Wut in der Bevölkerung auf Regierung und Betreiber ist groß. Die Polizei setzte am Freitag in Soma Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die Steine warfen und lautstark den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan forderten. In Istanbul gingen die Sicherheitskräfte gegen eine Menge vor, die Kerzen zum Gedenken an die Opfer anzündete.

Am Samstag erhöhte die Polizei in Soma die Sicherheitsvorkehrungen, um neue Proteste zu verhindern. Laut einem Bericht des Fernsehsenders NTV wurden mehrere Rechtsanwälte, die Opfer und Hinterbliebene unterstützen wollten, nach einem Gerangel mit der Polizei verhaftet.
Sie sollen sich geweigert haben, sich auszuweisen.

Internationale Standards werden eingefordert

Die Republikanische Volkspartei bekräftigte ihre Forderung nach Einführung internationaler Sicherheitsstandards. Ihr Abgeordneter Faik Öztrak sagte:"Wenn dies unterzeichnet worden wäre, hätte das Unternehmen in Soma vielleicht nicht die Kosten reduziert."

Der internationale Gewerkschaftsfunktionär Joe Drexler erklärte, er habe die Türkei zwischen 2008 und 2010 mehrmals besucht, um Behörden- und Regierungsvertreter zur Ratifizierung der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation zur Bergwerkssicherheit zu bewegen. "Ich habe keinen Zweifel, dass diese Katastrophe verhindert worden wäre, wenn diese Konvention akzeptiert worden wäre", sagte Drexler.

(ap)
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