Richard Descoings tot im Hotel gefunden Rätselhafter Tod eines Uni-Rektors

Paris/New York · Der Rektor einer französischen Elitehochschule, Richard Descoings, ist am Dienstag in einem New Yorker Hotel gestorben. Die Todesumstände geben Rätsel auf. Eine Autopsie konnte keine Ursache feststellen.

 Richard Descoings, Chef der französischen Elitehochschule Sciences Po, ist tot in einem New Yorker Hotelzimmer aufgefunden worden.

Richard Descoings, Chef der französischen Elitehochschule Sciences Po, ist tot in einem New Yorker Hotelzimmer aufgefunden worden.

Foto: dpa, Stephanie Lacombe , Sciences Po

Eine Autopsie hat den mysteriösen Tod des Rektors der französischen Elite-Hochschule Sciences Po, Richard Descoings, nicht aufklären können. Die Untersuchung sei "ergebnislos" verlaufen, sagte eine Sprecherin der Ärzte am Mittwoch (Ortszeit).

Es seien weitere toxikologische Untersuchungen und Auswertungen von Gewebeproben nötig, um die Todesursache zu klären. Mit Ergebnissen sei vermutlich in zehn Tagen oder rund zwei Wochen zu rechnen, ergänzte sie.

Der 53-Jährige war am Dienstag gegen 13 Uhr tot in seinem New Yorker Hotelzimmer gefunden worden, teilte die Polizei mit. Der renommierte Akademiker lag nackt auf seinem Bett, sein Handy und Laptop wurden laut US-Berichten vier Stockwerke tiefer unter seinem Fenster entdeckt.

Die New Yorker Polizei leitete Ermittlungen ein. "Wir schließen nichts aus", sagte der stellvertretende Kommissar Paul Browne. Anzeichen für eine Verletzung seien aber nicht gefunden worden. Untersucht werde nun, ob am Vormittag möglicherweise ein oder mehrere Unbekannte in dem Zimmer im siebten Stock des Hotels "Michelangelo" in Manhattan gewesen seien.

Später wollte Browne zu dieser Aussage nicht weiter Stellung nehmen. Die Zeitung "New York Post" schrieb unter Berufung auf Polizeikreise von "zwei Männern", die Descoings aufgesucht hätten. Der Hochschulrektor hatte Browne zufolge am Morgen gegen 10.30 Uhr noch geschlafen. Zweieinhalb Stunden später sei der 53-Jährige dann tot auf seinem Bett gefunden worden. In seinem Zimmer herrschte Unordnung, für die laut Browne die Rettungskräfte verantwortlich waren, die den Akademiker wiederbeleben wollten.

Angeblich Alkohol und Medikamente im Spiel

Der Fernsehsender NBC berichtete von Alkohol und Medikamenten, die in dem Zimmer gefunden worden seien. Laptop und Handy von Descoings seien vier Etagen tiefer auf einem Mauervorsprung entdeckt worden. Die beiden Geräte wurden vermutlich aus dem Fenster geworfen.

Der 53-Jährige, der an der New Yorker Columbia-Universität an einem Treffen von Universitätsrektoren teilnehmen sollte, stand seit 16 Jahren an der Spitze von Sciences Po Paris. Die Hochschule mit inzwischen 10.000 Studenten wird von fast allen französischen Politikern durchlaufen.

Noch in der Nacht würdigten Präsident Nicolas Sarkozy und Außenminister Alain Juppé die Arbeit des Rektors, der laut der Zeitung "Le Monde" in Frankreich mehr Einfluss hatte als mancher Minister. Descoings habe Sciences Po zu weltweiter Anerkennung verholfen, teilte der Elysée-Palast mit. Der 53-Jährige hatte eine Reihe von Reformen eingeleitet. So öffnete er die Politikhochschule für Studenten aus ärmeren Familien sowie für Ausländer und ermöglichte mehr Stipendien.

Am Mittwochmorgen erinnerten hunderte Studenten in einer Schweigeminute an Descoings. "Ich denke, Sciences Po hat mehr verloren als nur einen Rektor", sagte ein ehemaliger Student. Der 53-Jährige wurde allerdings auch kritisiert. So beanstandeten Studenten sein Gehalt von 24.000 Euro netto im Monat, zu dem noch Zulagen kamen.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort