Vorwurf der „vorsätzlichen und monströsen Tötung unter Qualen“ Prozess um Khashoggi-Mord beginnt ohne die 20 angeklagten Saudis

Istanbul · Der grausame Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi ist fast eineinhalb Jahre her. Am Freitag hat ein Prozess gegen die 20 Verdächtigen begonnen. Sie sind aber nicht im Gerichtssaal, sondern in Saudi-Arabien.

 Der Journalist Jamal Khashoggi wurde im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul auf grauenvolle Art und Weise getötet.

Der Journalist Jamal Khashoggi wurde im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul auf grauenvolle Art und Weise getötet.

Foto: AP/Hasan Jamali

Rund anderthalb Jahre nach der Ermordung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi hat am Freitag in Istanbul der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter begonnen. Bei einer Verurteilung drohen den Beschuldigten, von denen sich keiner in der Türkei befindet, lebenslange Haftstrafen. Unter den 20 Angeklagten sind zwei Funktionäre, die enge Verbindungen zum saudiarabischen Königshof haben.

Den Beschuldigten wird unter anderem die "vorsätzliche und monströse Tötung unter Qualen" vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft hatte vor Prozessbeginn bereits Haftbefehle gegen alle Angeklagten ausgestellt.

Unter den Verdächtigen sind der stellvertretende saudiarabische Geheimdienstchef Ahmed al-Assiri und der ehemalige Berater des Kronprinzen Mohammed bin Salman, Saud al-Kahtani. Sie sollen nach Erkenntnissen der türkischen Ermittler die Ermordung Kashoggis im Istanbuler Konsulat angeordnet haben.

Zu Prozessbeginn war auch Khashoggis türkische Verlobte Hatice Cengiz im Saal. "Ich werde alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Mörder von Jamal zur Rechenschaft zu ziehen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Cengiz hofft, dass der Prozess auch Erkenntnisse darüber bringt, wo sich die bis heute verschwundene Leiche von Khashoggi befindet. An dem Prozess nahm auch die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard teil. Sie stellte die Tötung Khashoggis in direkte Verbindung zum Kronprinzen bin Salman.

Der Regierungskritiker Khashoggi war im Oktober 2018 im Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul von einem entsandten 15-köpfigen Kommando ermordet worden. Seine Leiche wurde zerstückelt und weggeschafft. Unter internationalem Druck gab Riad nach wochenlangen Dementis schließlich zu, dass der Regierungskritiker "bei einem missglückten Einsatz zu seiner Festnahme" getötet worden sei.

In Saudi-Arabien wurden im vergangenen Dezember fünf Menschen wegen Mordes an Khashoggi zum Tode verurteilt - ihre Identitäten sind nicht bekannt. Khashoggis Sohn Salah teilte im Mai auf Twitter mit, dass er und sein Bruder den Tätern "vergeben und verzeihen". Nach Einschätzung von Experten entgehen die zum Tode verurteilten Mörder dadurch der Hinrichtung. Die dem Kronprinzen nahestehenden Saudi-Araber al-Assiri und al-Kahtani wurden in dem Prozess entlastet.

hg/lan

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(mja/AFP)
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