Gezi-Demonstration Polizist muss wegen tödlichem Schuss in Haft

Istanbul · Mehr als ein Jahr nach den Gezi-Protesten in der Türkei ist ein Polizist erstmals wegen des Todes eines Demonstranten zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Eskalation auf dem Taksim-Platz: Hans Rusinek fotografiert
23 Bilder

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Ein Gericht in Ankara verurteilte ihn am Mittwoch wegen Totschlags zu sieben Jahren, neun Monaten und zehn Tagen Gefängnis, wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Dem Polizisten war vorgeworfen worden, am 1. Juni 2013 in Ankara den 26-jährigen Demonstranten Ethem Sarisülük erschossen zu haben.

Das Gericht wies die Argumentation der Verteidigung zurück, dass der Polizist bei der gewalttätigen Demonstration zur Selbstverteidigung geschossen habe. Es urteilte aber, der Todesschütze sei provoziert worden. Die Staatsanwaltschaft hatte mindestens 26 Jahre Haft für den Polizisten wegen Mordes gefordert. Sarisülüks Familie kritisierte das Urteil nach einem Bericht der Zeitung "Hürriyet Daily News" als zu milde und kündigte Berufung an.

Der Schuss auf Sarisülük war auf Video festgehalten worden. Amnesty International hatte nach den Gezi-Protesten kritisiert, die Polizei werde für gewalttätige Übergriffe nicht bestraft. Die landesweiten Proteste gegen die Regierung im vergangenen Sommer hatten mindestens sieben Menschen das Leben gekostet.

(dpa)
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