Vermisstenfall Madeleine McCann Polizei veröffentlicht Fahndungsfoto - Mann soll deutsch sprechen

London · Mehr als sechs Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden der kleinen Maddie geht die britische Polizei mit drei TV-Sendungen und neuen Phantombildern in die Offensive. Die Ermittler präsentierten am Montag Bilder mehrerer Männer, die sich in der Nähe der Ferienanlage aufgehalten haben sollen. Dort hatten die Eltern die damals dreijährige Madeleine McCann 2007 als vermisst gemeldet.

Zahlreiche bekannte Zeugenaussagen und Hinweise erschienen nach einer Überprüfung der Ermittlungen in Portugal nun in einem neuen Licht, erklärte Scotland Yard in London. Einer der Gesuchten soll mit einem Kind auf dem Arm gesehen worden sein.

Maddies Eltern schöpfen angesichts der Erkenntnisse neue Hoffnung auf einen Durchbruch. Kate und Gerry McCann, die zwischenzeitlich selbst unter Verdacht standen, hatten nicht locker gelassen und den Fall immer wieder in die Öffentlichkeit gebracht. Am Mittwoch sind sie zu Gast in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst".

Bereits am Montagabend sollte die BBC-Fernsehsendung "Crimereport" eine Rekonstruktion des Falls zeigen. Wie die britischen Ermittler vorab mitteilten, wollen Zeugen am Abend des 3. Mai 2007 im Urlaubsort Praia da Luz einen Mann gesehen haben, der ein blondes Kind im Alter von drei bis vier Jahren Richtung Strand oder Stadtzentrum trug. Das Kind war demnach möglicherweise mit einem Schlafanzug bekleidet. Der Gesuchte soll zwischen 20 und 40 Jahre alt und von mittlerer Statur sein.

Zwei weitere Phantombilder zeigen hellblonde Männer, die von Zeugen in der Nähe der Ferienwohnung gesehen worden waren - möglicherweise handelt es sich hierbei aber um ein und dieselbe Person. Außerdem sucht die Polizei Spendensammler, die am Tag des Verschwindens in der Gegend unterwegs waren. Ob die Männer als Zeugen oder teilweise auch als Verdächtige gesucht werden, ließ die Polizei zunächst offen.

Festgestellt habe man zudem, dass es in den Wochen vor dem Urlaub der McCanns in der Anlage zahlreiche Einbrüche gegeben habe. Für Hinweise, die zur Lösung des Falls führen, hat Scotland Yard 20 000 Pfund (23 600 Euro) als Belohnung ausgeschrieben.

Die Polizei sucht auch bei "Aktenzeichen XY" und mit der niederländischen Sendung "Opsporing Verzocht" nach neuen Hinweisen, weil sich viele Touristen aus diesen Ländern in dem Urlaubsort an der Algarve aufhielten. Zwei gesuchte Männer sollen laut ZDF zudem Deutsch gesprochen haben - um welche der Gesuchten es sich dabei handelt, blieb am Montag zunächst unklar.

Eltern haben "neue Hoffnung"

Offenbar wegen der von den Zeugen angegebenen Tatsache, dass der Gesuchte möglicherweise deutsch sprach, will die britische Polizei auch in Deutschland und den Niederlanden um neue Hinweise zu dem Fall bitten. Das ZDF-Programm "Aktenzeichen XY... ungelöst" will dem verschwundenen Mädchen am Mittwoch (16. Oktober, 20.15 Uhr) einen längeren Bericht widmen, in dem ebenfalls Maddies Eltern zu Wort kommen werden.

Die "Bild am Sonntag" zitierte die Eltern McCann mit den Worten: "Sechs Jahre lang haben wir nicht aufgegeben, weltweit nach unserer Tochter zu suchen. Jetzt gibt es neue Informationen, neue Hoffnung."

Nach Informationen der "Sunday Times" könnte Maddie nach einem Einbruch in das Ferien-Apartment der McCanns entführt worden sein. Ihre Eltern, die Ärzte Kate und Gerry McCann, hatten die damals fast vierjährige Maddie und ihre jüngeren Geschwister während eines Abendessens in der Wohnung zurückgelassen.

Cameron setzte sich persönlich für Ermittlungen ein

Scotland Yard hatte zuvor mitgeteilt, man wolle die Telefondaten sämtlicher Menschen auswerten, die sich damals in dem Feriendorf aufgehalten hätten.

Die portugiesische Polizei hatte ihre Ermittlungen 2008 eingestellt. Scotland Yard hatte den Fall im Jahr 2011 in die Hand genommen, nachdem sich der britische Premierminister David Cameron persönlich dafür eingesetzt hatte.

Im Juli hatte die Londoner Polizei bekannt gegeben, es hätten sich bei den Untersuchungen 41 "Personen von Interesse" herausgebildet, darunter 15 Briten. In 31 Fällen seien Polizeikräfte im Ausland, überwiegend in Europa, um Mithilfe gebeten worden.

Ein Bericht des "Sunday Mirror", nach dem ein Brite in Zusammenhang mit dem Fall festgenommen worden sei, wurde am Sonntag dementiert. "Ich kann das nicht bestätigen. Das ist nicht wahr", sagte eine Sprecherin der Greater Manchester Police (GMP). Zuvor hatte auch Scotland Yard in London auf Anfrage erklärt, man könne keine Festnahme bestätigen.

(dpa)
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