Anschlagsserie erschüttert Mallorca Polizei sucht vierten Sprengsatz

Madrid (RPO). Die baskische Untergrundorganisation Eta bringt den Terror abermals auf die Ferieninsel Mallorca. Mitten in der Hochsaison explodierten drei Sprengsätze an belebten Plätzen der Touristenmetropole Palma. Niemand wurde verletzt, da die Sicherheitskräfte das Gebiet bereits abgeriegelt hatten. Nach Angaben der Behörden wurde in der Nacht ein Hotel durchsucht, in dem eine vierte Bombe vermutet wurde. Deutsche Urlauber reagierten mit gemischten Gefühlen.

Erneute Bombenanschläge auf Mallorca
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Der dritte Sprengsatz explodierte am Sonntagabend in einem unterirdischen Einkaufszentrum. Der Platz, der unterhalb der Plaza Mayor liegt, war bereits abgeriegelt worden.

Nach Polizeiangaben gab es keine Verletzten. In einem Hotel wurde nach einem möglichen vierten Sprengsatz gesucht, wie die Regierung in Madrid mitteilte. Die Täter sollen sich noch auf der Insel aufhalten. Nach ihnen wird gefahndet.

"Da wird es einem etwas mulmig"

Deutsche Urlauber reagierten mit gemischten Gefühlen auf die erneute Gewalt in Spanien. "Da wird es einem doch etwas mulmig", sagte Mallora-Rückkehrer Ludger Zimmermann am Flughafen in Düsseldorf. Er werde seinen nächsten Urlaub wohl nicht noch einmal auf den Balearen verbringen.

Dagegen erklärte Mallorca-Urlauberin Karin Wolf, sie würde jederzeit wieder auf die spanische Mittelmeerinsel reisen. "Warum sollte ich da jetzt ausgerechnet nicht wieder hinfahren? Damit gebe ich den Terroristen ja erst Recht, wenn ich das boykottiere und nicht fahre", sagte die Urlauberin.

Am Sonntag waren von den meisten deutschen Reise- und Flugveranstaltern nach dem erneuten Anschlag zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten. Eine Sprecherin von Air Berlin sagte am Nachmittag, der Flughafen in Palma sei offen, der Flugbetrieb verlaufe normal. Palma ist ein wichtiges Drehkreuz für Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft. Eine Lufthansa-Sprecherin sagte, Flüge des Unternehmens von und nach Mallorca seien nicht betroffen. TUI kündigte eine Erklärung für Montag an.

Vor dem Anschlag gewarnt

Bereits am Nachmittag explodierten zwei Bomben. Nach Angaben eines Sprechers der Präfektur detonierte der erste Sprengsatz auf der Damentoilette des Restaurants "La Rigoletta" in der Nähe des Yachthafens von Palma. Wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete, sperrte die Polizei das geräumte Restaurant ab. Durch die Detonation wurden keine Menschen verletzt, da die Sprengkraft der Bombe gering war. Ein zweiter Sprengsatz wurde nach offiziellen Angaben von der Polizei im Restaurant "Enco" ganz in der Nähe kontrolliert gesprengt.

Ort des Anschlags war das italienische Restaurant La Rigoletta an der bei Touristen beliebten Strandpromenade Can Pere Antoni, an der sich Bars und Cafés aneinanderreihen, wie die Zeitung "El País" schrieb. Demnach war der Sprengsatz in einem Rucksack versteckt. Die Regierung sprach von einer kleineren Bombe, die nur leichten Sachschaden verursacht habe. Ein Mann hatte im Namen der Eta in zwei Anrufen bei einem Taxiunternehmen im Baskenland vor dem Anschlag gewarnt. Das Restaurant sei daraufhin evakuiert worden, hieß es.

Erst am 30. Juli waren bei einem Bombenanschlag auf Mallorca zwei Polizisten ums Leben gekommen. Seit dem Attentat galten auf der Insel verschärfte Sicherheitsmaßnahmen.

Außenministerium mahnt Urlauber zur Wachsamkeit

Das Auswärtige Amt in Berlin riet Reisenden vor Ort, Menschenansammlungen zu meiden, die Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden zu befolgen und sich umsichtig zu verhalten. Es müsse erneut mit Behinderungen durch Maßnahmen der spanischen Sicherheitsbehörden gerechnet werden, hieß es am Sonntagnachmittag auf der Homepage des Außenamts. Bei weiteren Fragen sollten sich Touristen an ihren Reiseveranstalter oder die Fluggesellschaft wenden.

Ein Ministeriumssprecher sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP, das Konsulat in Palma de Mallorca sei eingeschaltet und bemühe sich um Aufklärung darüber, ob deutsche Staatsangehörige betroffen seien.

Die Fluglinien Air Berlin und Lufthansa erklärten auf Anfrage, es gebe vorerst keine Auswirkungen für ihre Kunden. Die Reiseveranstalter Tui und Thomas Cook sagten, sich zu den Folgen des erneuten Anschlags zu äußern.

Eta-Bekenntnis in baskischer Zeitung

Stunden vor den Anschlägen am Sonntag bekannte sich die Eta zu Attentaten in Spanien mit insgesamt drei Toten und 60 Verletzten. In einem Beitrag in der baskischen Zeitung "Gara", einem Sprachrohr der Untergrundorganisation, bekannte sich die Eta zu vier Anschlägen seit Juni, darunter auch die tödliche Bombenexplosion auf Mallorca vom 30. Juli.

Zudem erklärte die Organisation, sie habe Anfang Juli einen Anschlag auf ein Parteibüro der Sozialisten in Durango verübt, genauso wie den Anschlag in Burgos am 28. Juli mit 60 Verletzten und das tödliche Attentat auf einen ranghohen Polizeibeamten im Juni. Seit Beginn des gewaltsamen Kampfes für ein unabhängiges Baskenland 1968 hat die Eta mehr als 825 Menschen getötet.

(AP/RTR/jt/ndi)
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