José Manuel Barroso und Enrico Letta Politiker auf Lampedusa ausgebuht

Lampedusa · Die EU greift Italien nach der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa mit 30 Millionen Euro unter die Arme. Das gab EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Mittwoch bei einem Besuch auf der Mittelmeerinsel bekannt.

Barroso und Letta besuchen Flüchtlings-Insel Lampedusa
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Barroso und die Vertreter der italienischen Regierung wurden bei ihrer Ankunft von aufgebrachten Anwohnern mit Buh-Rufen empfangen. Italiens Ministerpräsident Enrico Letta kündigte ein Staatsbegräbnis für die Opfer des Unglücks an.

Die Demonstranten riefen "Schande!" und "Mörder!" und schwenkten Fotos von Flüchtlingen, als die Politiker am Flughafen eintrafen. Begleitet wurden Letta und Barroso von Italiens Innenminister Angelino Alfano und EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström.

"Muss noch viel mehr getan werden"

Barroso kündigte an, die EU werde Italien zusätzliche Mittel in Höhe von 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um den Andrang von Flüchtlingen zu bewältigen. "Wir wissen aber, dass noch viel mehr getan werden muss", fügte Barroso hinzu. Die EU dürfe vor solchen Flüchtlingsdramen nicht die Augen verschließen und zulassen, dass tausende Menschen an ihren Grenzen ums Leben kommen.

"Das Problem eines unserer Länder, wie jetzt Italien, muss als ein Problem von ganz Europa wahrgenommen werden", betonte der Kommissionspräsident. Barroso zeigte sich bestürzt über das Ausmaß der Tragödie. "Ich werde den Anblick dieser Särge niemals vergessen", sagte er. Auch Letta sprach von einem "europäischen Drama". Es handele sich um die schlimmste menschliche Tragödie im Mittelmeer. Für die Verstorbenen werde ein Staatsbegräbnis organisiert. Die Opfer hätten ein Recht auf ein solches Begräbnis, sagte Letta.

Frontex unterstützt italienische Behörden

Auch die EU-Grenzschutzagentur Frontex stellt zusätzliche Mittel für Italien bereit, um die Mission "Hermes" im Mittelmeer bis November zu verlängern. Zwei Millionen Euro würden dafür umgeschichtet, sagte der Vize-Direktor von Frontex, Gill Arias, der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Diese Entscheidung sei schon vor dem jüngsten Unglück und nicht auf Druck der Politik getroffen worden. Frontex unterstützt im Rahmen der Mission die italienischen Behörden bei der Bewältigung des Flüchtlingsandrangs aus Nordafrika.

Vor Lampedusa war am vergangenen Donnerstag ein Schiff mit hunderten Flüchtlingen gekentert, von denen bisher rund 300 tot geborgen wurden. Die Taucher setzten ihre Suche nach weiteren Opfern am Mittwoch fort. Nur 155 Bootsinsassen konnten gerettet werden, die Zahl der Todesopfer wird auf bis zu 390 geschätzt. Seit dem Unglück wird in der EU heftig über die europäische Flüchtlingspolitik diskutiert.

(AFP)
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