Angeblich Zug entdeckt Polen suchen in 70 Metern Tiefe nach Nazi-Gold

Waldenburg · Ein Gerücht für die Saure-Gurken-Zeit oder ein ernstzunehmender Bericht? Seit Tagen beschäftigt ein angeblich mit Gold gefüllter "Nazi-Zug" in der polnischen Stadt Walbrzych (deutsch Waldenburg) die internationale Presse. Nun hat die Stadt offiziell verlautet, dass sie den Hinweis von einem Polen und einem Deutschen ernst nimmt.

"Wir sind bereit, in Sachen des Gold-Zuges sofort tätig zu werden", so der zuständige Landrat Jacek Cichura. Demnächst soll der Zug, der sich vermutlich in einem Stollen befindet, geöffnet werden. Auch die Regierung in Warschau ist verständigt.

Die beiden bislang anonymen Schatzsucher haben über eine Anwaltskanzlei von dem Fund berichtet. Sie wollen jedoch zehn Prozent des Inhalts des Zugs für sich behalten, was nach polnischem Recht so nicht gewährt werden kann.

Die Legende von einem Panzerzug mit Gold aus dem Zweiten Weltkrieg, der in den letzten Kriegstagen von den Deutschen versteckt worden sei, geistert schon lange in Walbrzych herum, das bis Ende des Zweiten Weltkriegs Waldenburg hieß und zum Deutschen Reich gehörte.

Zwei Züge mit der Aufschrift "Reichsbank" sollen im Mai 1945 gesichtet worden sein, so eine Lokalhistorikerin. In dem Ort wurden vor Kriegsende Stollen gegraben ("Projekt Riese"). Wegen der Luftangriffe in der Endphase des Krieges sollte die Industrieproduktion unter die Erde verlagert werden. Zudem sollte ein neues unterirdisches Führerhauptquartier gebaut werden. Das Tunnel-System ist bislang noch nicht vollständig erforscht. Nach Angaben der "Niederschlesischen Forschungsgruppe" befindet sich dort auch ein unterirdisches Schienennetz.

Der Zug soll 70 Meter unter der Erde liegen und mittels Geo-Radar ausfindig gemacht worden sein, so ein Informant der Zeitung "Gazeta Wyborcza". Zwei Fundort-Theorien spuken derzeit durch die polnischen Medien. Der Landrat des Kreises Walbrzych hat darum kürzlich eine Krisensitzung einberufen, bei der auch das Militär anwesend war. Denn sollte der Panzer-Zug wirklich gefunden werden, so könnte er vermint sein, zudem droht Gefahr durch das Gas Methan, das in der ehemaligen Bergbau-Stadt schon viele Todesopfer gefordert hat.

Die beiden Schatzsucher seien darum gezwungen, den Fundort den polnischen Behörden aufzuzeigen, damit bei der derzeitigen Goldgräberstimmung niemand gefährdet werde. Denn vom Löcherbohren verstehen die Bewohner der Stadt etwas — Walbrzych ist für seine illegalen Kohleschächte bekannt, die von arbeitslosen Bergleuten gegraben werden.

Doch wem gehört der Schatz, wenn es ihn denn gibt? Formal ist er erst einmal Eigentum des polnischen Staates. Die Herkunft des Schatzes und seiner Besitzer muss geklärt werden, denn er könnte unter anderem aus Beutestücken von den Deutschen ermordeten Juden bestehen.

(RP)
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