Kosten für Warentransport steigen Piraten verschärfen die Wirtschaftskrise

Berlin/Dschibuti (RP). Weil die Passage für die Schifffahrt am piratenverseuchten Horn von Afrika immer gefährlicher wird, erheben Versicherungen Aufschläge von 20.000 Dollar, wählen andere Reedereien den kostspieligen Umweg um das Kap der guten Hoffnung. Das macht die Waren noch teurer. Derweil testet die deutsche Marine neue Technik im Kampf gegen Seeräuber.

Fragen und Antworten zur Piraterie auf den Weltmeeren
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Foto: AP

Fast täglich muss trotz intensiven Einsatzes von Kriegsschiffen ein neuer Akt von Piraterie vor der somalischen Küste gemeldet werden. Die aus dem Land ohne funktionierende Staatsgewalt operierenden Täter sind mit immer besseren Waffen und immer schnelleren Booten ausgerüstet und über die Routen lukrativer Opfer bestens informiert.

Die USA wollen deshalb mit einem Vier-Punkte-Plan die Seekriminalität eindämmen. Die deutsche Marine beginnt in Kürze mit dem Test neuer Techniken im Kampf gegen die Piraterie. Die führt inzwischen bereits zu einer spürbaren Belastung der Weltwirtschaft ­ und das mitten in der Krise. Nach Angaben deutscher Reeder verlangen Versicherungen inzwischen Zuschläge von 20.000 Dollar für die Passage eines mittelgroßen Schiffes durch den Golf von Aden.

Als Reaktion darauf wählen einige für ihre Schiffe mittlerweile die längere und kostspieligere Route um das Kap der guten Hoffnung. Angesichts von Millionen-Lösegeldforderungen von Piraten, wochen- und monatelangen Schiffsentführungen tragen sich immer mehr Eigner mit dem Gedanken, den Suezkanal zu meiden, zumal die wegen der Piraten nötige Konvoibildung auch teure "Staus" produziert.

Der südliche Umweg um Afrika schlägt indes bei einem Supertanker mit rund einer Million Dollar zusätzlicher Frachtkosten zu Buche ­- 50 Cent je Fass. So wirkt sich die Piraterie auf den Preis der transportierten Waren aus ­- und dies ausgerechnet mitten in der Wirtschaftskrise, die bereits jetzt die Container-Schifffahrt schwer in Mitleidenschaft gezogen hat.

Viele Gesellschaften fahren ohnehin schon am Rand der Rentabilität, weil seit Monaten viel weniger Ladung zu transportieren ist. Wenigstens das hat im Kampf gegen die Piraterie einen positiven Nebeneffekt: Die Schiffe ragen viel weiter aus dem Wasser heraus und sind deshalb schwerer zu entern.

Piraten-Vermögen einfrieren

US-Außenministerin Hillary Clinton will neben der militärischen Bekämpfung und Aburteilung gefangener Piraten das Vermögen der Piraterie-Organisationen aufspüren und einfrieren. So sollen größere Transaktionen für den Kauf neuer Waffen und Boote unterbunden werden.

In Deutschland mehren sich die Rufe nach einem härteren Vorgehen. Das Mandat erlaube mehr als nur einen Schuss vor den Bug, hieß es aus der SPD-Fraktion. Und in der Union wurde darauf verwiesen, dass die Mutterschiffe der Piraten auf See und deren Stützpunkte und Häfen in Somalia zerstört werden müssten, wenn es gelingen solle, die Piraterie auszutrocknen.

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall Defence hat Fortschritte in der Technik unbemannter Fahrzeuge und Schiffe erreicht. Im Mai stellt er der Marine ein so ausgestattetes Sturmboot in Eckernförde zum Testen zur Verfügung. Die modular mit Rheinmetall-Technik ausgestatteten Boote können ferngesteuert unsichere Lagen auf der Rückseite entführter Schiffe aufklären, gefährdete Konvois ohne Einsatz von Menschenleben schützen und auch das Operationsgebiet von Fregatten im Aufspüren von Piraten deutlich erweitern.

Der Konzern setzt auf die kurzfristig schon für 150.000 Euro zu realisierende Nachrüstung herkömmlicher Schiffe statt auf die Millionen Euro teure Neuentwicklung unbemannter Boote.

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