Verschollene "Arctic Sea" Piraten fordern offenbar Lösegeld

Moskau (RPO). Seit rund zwei Wochen wird der Frachter "Arctic Sea" vermisst. Jetzt gibt es offenbar die erste Lösegeldforderung. Die Forderung sei der finnischen Reederei zugegangen, teilte die finnische Polizei im Radiosender YLE mit. Es handele sich um "einen größeren Geldbetrag". Nähere Einzelheiten nannte sie nicht. Der Verbleib des Schiffes und das Schicksal der 15 russischen Besatzungsmitglieder war indes weiter unklar.

2009: Deutsche Schiffe im Visier der Piraten
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Foto: AFP

Eine russische Marine-Website meldete zuvor, am Samstagvormittag sei ein Signal der "Arctic Sea" aus dem Golf von Biskaya empfangen worden. Möglicherweise befinde sich aber das Gerät des Automatischen Identifikationssystems (AIS) nicht mehr an Bord des Frachters, schrieb die Seite "Sowfracht". Das Signal sei nach etwa einer Stunde verschwunden. Der französische Marinesprecher Kapitänleutnant Jerome Baroe dementierte die russischen Angaben und erklärte, das Signal sei von russischen Kriegsschiffen auf dem Weg vom Mittelmeer in die Ostsee gekommen.

Russland und die NATO verfolgen nach Angaben eines Militärvertreters der Kapverden mit Hilfe von Satelliten und "anderen Mitteln" den Kurs des vermissten Frachters. Das Schiff setze seine Fahrt weiterhin mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 Knoten fort, sagte der mit "Sicherheits- und Verteidigungsfragen" betraute Militärvertreter am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Nach seinen Angaben dürfte sich die "Arctic Sea" inzwischen bereits südlich der afrikanischen Inselrepublik befinden.

Am Freitag war noch aus verschiedenen Quellen verlautet, der Ende Juli verschwundene Frachter sei im Atlantik entdeckt worden. Das französische Verteidigungsministerium teilte mit, die "Arctic Sea" sei 840 Kilometer vor den Kapverdischen Inseln ausfindig gemacht worden. Die unter maltesischer Flagge fahrende "Arctic Sea" war auf dem Weg von Finnland nach Algerien, den letzten Kontakt gab es am 28. Juli. Vier Tage zuvor wurde die Besatzung nach eigenen Angaben in schwedischen Gewässern der Ostsee überfallen.

Spekulationen über Fracht

Warum das Schiff plötzlich verschwand, war unklar. Nach Angaben ihres russischen Betreibers hat die "Arctic Sea" Lebensmittel und Treibstoff bis zum Monatsende an Bord. Der Frachter hatte sich zuletzt am 28. Juli per Funk bei den britischen Behörden gemeldet und fuhr anschließend durch den Ärmelkanal.

Nach vorliegenden Informationen hat er Holz der finnischen Firma Rets Timber im Wert von 1,3 Millionen Euro geladen. Experten vermuteten aber, dass er möglicherweise eine geheime Ladung an Bord hatte. Denkbar sei auch, dass ein Handelsstreit mit dem Verschwinden zu tun habe. Selbst ein Piratenüberfall wurde nicht ausgeschlossen - bislang hat es allerdings noch keinen derartigen Angriff in europäischen Gewässern gegeben.

(AP/tim)
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