Flugzeugabsturz in Nigeria Piloten meldeten Triebwerksprobleme

Abuja · In der nigerianischen Stadt Lagos ist ein Passagierflugzeug abgestürzt. An Bord befanden sich mindestens 147 Menschen. Die Behörden erklärten am Abend alle Insassen für tot. Die Maschine stürzte in einen dicht besiedelten Stadtteil, nachdem sie eine Stromleitung touchiert hatte.

Flugzeug stürzt in Wohnviertel von Lagos
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Auch am Tag nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in ein dicht bewohntes Viertel der nigerianischen Wirtschaftsmetropole Lagos ist die Zahl der Todesopfer noch unklar. Keiner der mindestens 147 Menschen an Bord der Maschine der nigerianischen Fluggesellschaft Dana Air dürfte das Unglück überlebt haben, teilten die Behörden mit.

Auch am Boden habe es Opfer gegeben. Wie viele, wisse man aber noch nicht. Die Behörden gehen von mehr als 150 Toten aus. Präsident Goodluck Jonathan ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Der Absturz "hat die Nation in weiteres Leid gestürzt", erklärte Jonathan am Sonntagabend mit Verweis auf einen Angriff auf eine Kirche im Norden des Landes, bei dem es ebenfalls Tote gegeben habe. Der Präsident ordnete eine Untersuchung des wohl schwersten Luftfahrtunglücks in der Geschichte Nigerias an. Alle Flaggen auf öffentlichen Gebäuden wurden auf Halbmast gesetzt.

Die Maschine vom Typ McDonnell Douglas MD-83 befand sich am Sonntagnachmittag auf einem Inlandsflug von der Hauptstadt Abuja nach Lagos. Kurz vor der Landung auf dem Murtala Muhammed International Airport habe das Flugzeug eine Hochspannungsleitung gestreift, teilte die nigerianische Luftfahrtbehörde NCAA mit. Anschließend stürzte der zweistrahlige Jet auf ein zweistöckiges Gebäude.

Piloten meldeten Triebwerksprobleme

Kurz vor dem Absturz hätten die Piloten dem Flughafen Lagos ein Triebwerksproblem gemeldet, sagte ein Vertreter der Streitkräfte. Per Funk hätten sie den Kontrollturm informiert, berichtete der Militärangehörige, der anonym bleiben wollte.

NCAA-Chef Harold Denuren sagte, er rechne nicht mit überlebenden Passagieren. Lokale Medien berichteten hingegen, Helfer hätten ein Mädchen lebend aus den Trümmern der Maschine geborgen. Eine Bestätigung dafür gab es aber nicht. Nach Angaben der Fluggesellschaft befanden sich 147 Menschen an Bord. Eine offizielle Zahl der Todesopfer können man noch nicht nennen, sagte Yushau Shuaib von der nationalen Katastrophenschutzbehörde.

"Ich bin außerordentlich betrübt über die Nachricht von dem Absturz und versichere der Nation, dass Untersuchungen begonnen haben", sagte Nigerias Luftverkehrsministerin Princess Stella Odua im Fernsehen.

Fernsehbilder vom Unfallort zeigten das brennende Wrack. Auf dem T-Leitwerk der Unglücksmaschine war das Logo der nigerianischen Fluggesellschaft zu erkennen, die erst im November 2008 an den Start gegangen war. Das Flugzeug sei bei dem Absturz in mehrere Teile zerbrochen, berichteten Augenzeugen. Das getroffene Gebäude ging in Flammen auf.

Flughafen Lagos geschlossen

Über Lagos dicht bevölkertem Stadtteil Iju-Ishaga stieg nach dem Unfall dichter Rauch auf. Die Rettungsarbeiten wurden von zahlreichen Schaulustigen beobachtet und teilweise auch behindert. Die hereinbrechende Nacht erschwerte die Arbeit der Bergungsteams zusätzlich.

Der Flughafen Lagos wurde nach dem Unglück geschlossen. Wartende Passagiere wurden aufgefordert, heim zu gehen.

Erst im November hatte Dana Air ihr dreijähriges Bestehen gefeiert. Die Inlandsfluggesellschaft steht nicht auf der Schwarzen Liste jener Airlines, die nicht in der Europäischen Union landen dürfen. Die Kapazität seiner beiden Jets vom Typ Boeing MD-83 gibt das Unternehmen mit 140 Plätzen an. Der Flugzeughersteller McDonnell Douglas, der diesen Typ in den 1970-er Jahren entwickelt hatte, fusionierte 1997 mit dem Konkurrenten Boeing.

Viele afrikanische Länder haben große Probleme bei der Flugsicherheit. Nigeria hat die Branche nach einer Unfallserie in den Jahren 2005 bis 2007 zu modernisieren versucht. Auf der aktuellen EU-Liste mit Flugverboten in der Europäischen Union taucht keine nigerianische Airline auf.

(dpa/dapd)
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