Zehn Monate auf Bewährung für Fazil Say Pianist wegen Islam-Beleidigung verurteilt

Istanbul · Der türkische Pianist und Komponist Fazil Say ist am Montag in Istanbul wegen Beleidigung des Islam auf Twitter zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Say habe mit seinen Beiträgen im Kurznachrichtendienst Twitter die religiösen Werte anderer Bürger herabgewürdigt, befand das Gericht laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Anadolu. Das Urteil dürfte im In- und Ausland die Kritik an Einschränkungen der Meinungsfreiheit in der Türkei verstärken.

Say, ein bekennender Atheist, hatte über Twitter die gläubigen Muslime unter anderem gefragt, ob sie das Paradies als Bordell sähen, weil im Koran von Jungfrauen die Rede sei, die im Jenseits auf die Frommen warteten. Später hatte der als Kritiker des religiös-konservativen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan bekannte Pianist aber betont, er habe niemanden beleidigen wollen.

Den Prozess wertete er als politischen Rachefeldzug der Erdogan-Regierung. Bei der Verkündung des Urteils war Say am Montag nicht im Gerichtssaal. Eine Reaktion des Musikers auf die Entscheidung lag zunächst nicht vor.

(KNA/jre)
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