Anschläge in Paris Terror im Minutentakt

Paris · Drei Gruppen von Attentätern haben am Freitagabend innerhalb von 20 Minuten eine Terrorspur durch Paris gezogen. Ersten Erkenntnissen zufolge hatten die Angreifer Verbindungen nach Belgien.

Paris: Bilder vom Morgen nach den Anschlägen
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Anschläge in Paris – der Tag danach

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Drei Gruppen von Attentätern haben am Freitagabend innerhalb von gut 20 Minuten Tod und Schrecken in Paris verbreitet. Das haben die ersten Ermittlungen ergeben, die der Pariser Staatsanwalt François Molins am Samstagabend vorstellte. Minute für Minute zeichnete Molins die Serie der Anschläge nach, die koordiniert und genau vorbereitet waren. Der Horror begann um 21.20 Uhr mit einer ersten Explosion vor Eingang D des mit 75.000 Menschen vollbesetzten Stade des France, wo gerade Deutschland gegen Frankreich spielte.

Ein Attentäter, der sich mit seinem Sprengstoffgürtel in die Luft jagte, und ein Passant starben bei diesem Auftakt zu einer Alptraumnacht, die nur fünf Minuten später im vollbesetzten Restaurant Petit Cambodge und der Bar Carillon im zehnten Pariser Stadtbezirk weiterging. Mit Kalaschnikows bewaffnete Männer fuhren in einem schwarzen Auto, vermutlich ein Seat Leon, vor und schossen auf Menschen, die mit Drinks das Wochenende einläuteten. 15 Restaurantbesucher starben.

Fünf Minuten später ging die Gewalt am Stade de France weiter, wo sich vor Eingang H zwei weitere Selbstmordattentäter in die Luft sprengten. Die Attentäter im schwarzen Seat setzten währenddessen ihre Terrortour durch Paris vor der Bar "La Bonne Bière" fort, wo sie ebenfalls um sich schossen. Hunderte Patronen seien gefunden worden, berichtete Molins. Fünf Menschen starben. Kurz darauf fuhr der Seat vor der Bar La Belle Equipe vor, wo die Attentäter 19 Menschen erschossen.

Anschläge in Paris: Die blutige Spur des Terrors
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Tatort Paris – die blutige Spur des Terrors

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Foto: afp, le

129 Tote und 352 Verletzte

Vor dem Comptoir Voltaire, ebenfalls eine angesagte Bar im elften Stadtbezirk, sprengte sich ein Selbstmordattentäter, der genauso ausgestattet war wie die Angreifer des Stade de France, in die Luft. Ein Mensch wurde schwer verletzt. Um 21.40 Uhr erreichte der Terror dann seinen Höhepunkt: ein schwarzer Polo brachte drei Männer zum Konzertsaal Bataclan. In Kampfanzügen drangen sie in das Konzert der Heavy-Metal-Gruppe "Eagles of Death Metal" ein, der rund 1500 Menschen zuhörten. "Sie feuerten mitten im Konzert mehrere Salven ab und nahmen das Publikum als Geisel", schilderte Molins die Szene. Die Angreifer hätten Syrien und den Irak erwähnt, wo Frankreichs Luftwaffe den Islamischen Staat bekämpft.

Belgien: Großeinsatz nach Terror in Paris
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Belgien: Großeinsatz nach Terror in Paris

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Foto: afp, sd

Die Sondereinheit Raid beendete die Geiselnahme und erschoss einen der Attentäter. Die anderen beiden sprengten sich selbst in die Luft. Den Schlusspunkt der Terrorserie bildete eine dritte Explosion um 21.53 Uhr vor dem Stade de France, ausgelöst von einem dritten Selbstmordattentäter. 129 Tote und 352 Verletzte zählte Molins auf; 99 schwebten noch in Lebensgefahr.

Zumindest einer der Attentäter ist den Ermittlern bekannt: Es handelt sich um einen knapp 30-jährigen Kleinkriminellen aus dem Großraum Paris, der zwischen 2004 und 2010 mehrmals verurteilt wurde. Ein abgetrennter Daumen hatte die Identifizierung des Mannes ermöglicht, der wie 5000 andere Franzosen einen Sicherheitsvermerk S wegen Radikalisierung hatte. Auch ein syrischer Ausweis wurde im Bataclan gefunden. Die Spur des schwarzen Polo führte die französischen Ermittler nach Belgien, da das Fahrzeug dort zugelassen war. Es gehört einem Franzosen, der in Belgien lebt und am Samstag zusammen mit zwei anderen festgenommen wurde. Die drei Männer sind den französischen Geheimdiensten aber nicht bekannt.

Von acht "Brüdern" hatte der Islamische Staat in seinem Bekennerschreiben gesprochen. Sieben Attentäter starben am Freitagabend laut Molins. Das wirft Fragen nach dem Schicksal des achten "Bruders" auf. "Komplizen oder Mittäter könnten noch frei herumlaufen", musste der Staatsanwalt einräumen.

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