Nach schweren Krawallen Mehr als hundert Menschen in Gewahrsam der Pariser Polizei

Paris · Nach den schweren Krawallen in Paris sind 109 Menschen in Polizeigewahrsam. 1200 Vermummte waren am Maifeiertag auf der Straße unterwegs. Sie steckten eine McDonald's-Filiale in Brand und zündeten zahlreiche Autos an.

 Krawalle in Paris am Maifeiertag.

Krawalle in Paris am Maifeiertag.

Foto: rtr, PHW/AND

Straßenschlachten, brennende Autos, Wasserwerfer und Tränengas: In Paris hat es am Abend des Maifeiertags bei einer Kundgebung von mehr als tausend vermummten Demonstranten schwere Ausschreitungen gegeben. Sie steckten eine McDonald's-Filiale in Brand und zündeten zahlreiche Autos an. Die Polizei nahm fast 300 Demonstranten fest, Präsident Emmanuel Macron kündigte eine Strafverfolgung der Täter mit "absoluter Entschlossenheit" an. Zuvor hatten zehntausende Menschen friedlich demonstriert.

Die schwersten Ausschreitungen seit Monaten

Es handelte sich um die schwersten Ausschreitungen in Paris seit Monaten. Nach Polizeiangaben marschierten rund 1200 vermummte Demonstranten aus dem links-anarchistischen Lager durch die Straßen der Hauptstadt. Sie skandierten "Steht auf, Paris!" und "Jeder hasst die Polizei!", wie AFP-Reporter berichteten.

Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, um sie auseinanderzutreiben. Bei drei der Festgenommenen wurden nach Polizeiangaben illegale Waffen entdeckt. Präsident Macron sprach von "Gewaltakten", deren Urheber "identifiziert und zur Rechenschaft gezogen" würden.

Der Vorsitzende der oppositionellen Republikaner, Laurent Wauquiez, sprach von einem "Staatsversagen". Die Krawalle gäben "ein schreckliches Bild von unserem Land" ab, kritisierte er.

31 Geschäfte beschädigt

Von den insgesamt 276 Festgenommenen blieben zunächst 109 in Gewahrsam, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. 31 Geschäfte wurden nach Polizeiangaben beschädigt, zwei davon wurden in Brand gesteckt. Zudem wurden sechs Autos angezündet und zehn weitere beschädigt.

An den friedlichen Mai-Demonstrationen der Gewerkschaften hatten sich zuvor vor dem Hintergrund einer Streikwelle im Öffentlichen Dienst zehntausende Menschen beteiligt - hier blieb es weitgehend friedlich. Landesweit demonstrierten nach Angaben der Gewerkschaft CGT 210.000 Menschen, die Polizei bezifferte die Zahl der Demonstranten auf 143.500.

In Paris kamen nach Angaben der Polizei 20.000 Menschen zu dem traditionellen Marsch der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit zusammen. Die Gewerkschaft CGT sprach von 55.000 Teilnehmern.

Polizisten mit Wurfgeschossen angegriffen

Der reguläre Protestzug kam ins Stocken, als aus dem "Schwarzen Block" heraus Ausschreitungen begannen. Vermummte griffen die Polizisten mit Wurfgeschossen an, zertrümmerten Autos und Fensterscheiben und steckten Fahrzeuge in Brand.

Frankreichs Innenminister Gérard Collomb verurteilte "mit Nachdruck" die "Gewalt und Sachbeschädigungen" am Rande der Demonstration zum Tag der Arbeit. Die Pariser Polizei hatte zuvor mit Ausschreitungen gerechnet: "Extremistische Gruppen" wollten den Tag zu einem "großen revolutionären Treffen machen", hatte sie erklärt. In anderen französischen Städten blieb es bei den Mai-Demonstrationen ruhig.

In Frankreich ist in den vergangenen Wochen der Zorn vieler Arbeitnehmer über die Reformen von Präsident Macron gewachsen. Seit Anfang April hat es zahlreiche Streiks im Öffentlichen Dienst gegeben, insbesondere bei der Bahn.

Macron hielt sich in Sydney auf

Macron will die Staatsbahn SNCF wettbewerbsfähiger machen und den beamtenähnlichen Status der Bahnbeschäftigten abschaffen. An den Mai-Demonstrationen nahmen am Dienstag besonders viele Bahn-Beschäftigte teil.

Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon führte den Protestzug in Marseille an, an dem nach Polizeiangaben 4200 Menschen teilnahmen. Sie marschierten hinter einem Schriftzug her, auf dem "Gegen Macron und seine Welt" stand. Mélenchon sagte, die soziale Bewegung und die politischen Kräfte seien dabei, sich zusammenzuschließen - nicht aber die Gewerkschaften untereinander.

Macron hielt sich derweil im australischen Sydney auf. Er verteidigte sich dort gegen Kritik, am 1. Mai fernab der Heimat zu sein. "Wollen Sie, dass ich zu Hause bleibe und Fernsehen schaue?", fragte er. "Ich habe andere Dinge zu tun, ich arbeite weiter, die Reformen werden jeden Tag fortgesetzt."

(eler)
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