Messer-Attacke in Paris Frankreichs Innenminister spricht von "islamistischem Terrorakt"

Paris · Bei einem Messerangriff in Paris sind am Freitag zwei Journalisten verletzt worden. Zwei Verdächtige wurden festgenommen - darunter ein 18-Jähriger. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.

Verletzte bei Messerangriff nahe den Ex-Büros von „Charlie Hebdo“
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Verletzte bei Messerangriff nahe den Ex-Büros von „Charlie Hebdo“

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Foto: AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT

Bei der Messerattacke im Pariser Osten sind zwei Journalisten verletzt worden. Ihr Leben ist nach Regierungsangaben nicht in Gefahr. Der französische Innenminister Gérald Darmanin sprach von einem "islamistischen Terrorakt". Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hatte zuvor bestätigt, die Ermittlungen übernommen zu haben. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.

Der Angriff ereignete sich in unmittelbarer Nähe des früheren Redaktionssitzes des Satiremagazins „Charlie Hebdo“. Zuvor hatte das Terrornetzwerk Al-Kaida wegen der erneuten Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen durch "Charlie Hebdo" mit einem Anschlag gedroht.

Nach dem Angriff riegelte die Polizei die belebte Gegend in der Nähe des Bastille-Platzes weiträumig ab, Spezialkräfte waren im Großeinsatz. Tausende Schüler durften ihre Klassen vorsorglich nicht verlassen.

Der nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Hauptverdächtige ist ein 18-Jähriger, der kurz nach der Tat festgenommen wurde, wie die Ermittler am Freitag mitteilten. Nach ersten Erkenntnissen wurde er in Pakistan geboren. Medienberichten zufolge soll er der Polizei wegen anderer Delikte bekannt sein. Bei einem zweiten Mann in Polizeigewahrsam handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um einen 33-Jährigen. Seine mögliche Beziehung zu dem Haupttäter werde noch untersucht, hieß es.

Zeugen des Vorfalls sagten aus, gegen Mittag habe der Täter einen Mann und eine Frau vor dem Gebäude der Agentur Premières Lignes angegriffen, die unter anderem eine bekannte Investigativsendung im französischen Fernsehen produziert. Die Agentur war auch an einer Dokumentation über die Anschläge auf die „Charlie-Hebdo“-Redaktion beteiligt. „Three Days Of Terror: The Charlie Hebdo Attacks“ heißt die Doku, die für den US-Sender HBO, die britische BBC und den französischen Sender France 2 produziert wurde. Die Medienagentur hat ihren Sitz in dem Gebäude, in dem früher die Redaktion von „Charlie Hebdo“ saß.

Bei einem Anschlag auf die Satirezeitung im Januar 2015 hatten zwei Islamisten zwölf Menschen kaltblütig ermordet, darunter einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs. Derzeit läuft in Paris der Prozess gegen mögliche Hintermänner.

Zu diesem Anlass hatte die Satirezeitung vor Kurzem erneut die umstrittenen Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Daraufhin drohte das Terrornetzwerk Al-Kaida laut Experten mit einem erneuten Anschlag. Laut "Charlie Hebdo"-Redaktionsleiter Laurent Sourisseau richteten sich die Drohungen gegen "alle Medien und sogar den Präsidenten der Republik". Seit dem Anschlag vom Januar 2015 arbeitet die Redaktion unter Polizeischutz an einem geheimen Ort.

Premierminister Castex eilte am Freitagnachmittag zum Tatort im elften Pariser Arrondissement. Er sprach von einem „symbolischen Ort“. „Ich möchte meine Solidarität mit den Familien der Opfer und allen Kollegen dieser beiden Journalisten zum Ausdruck bringen“, sagte er. Er bekräftigte seine „feste Entschlossenheit“, den Terrorismus mit allen Mitteln zu bekämpfen.

EU-Ratschef Charles Michel betonte, dass der Terror auf europäischem Boden keinen Platz habe. „Alle meine Gedanken sind bei den Opfern dieser feigen Gewalttat“, schrieb der Belgier auf Twitter. Italiens Regierungschef Giuseppe Conte bezeichnete die Tat in dem sozialen Netzwerk ebenfalls als „feigen Angriff“. Italien stehe an der Seite derer, die alle Formen der Gewalt bekämpften.

Auch die Redaktion von „Charlie Hebdo“ reagierte: „Das gesamte Team von Charlie unterstützt seine ehemaligen Nachbarn und Kollegen und ist solidarisch mit ihnen.“

Nach der neuerlichen Drohung von Al-Kaida hatte „Charlie Hebdo“-Redaktionsleiter Laurent Sourisseau bereits vor einigen Tagen erklärt, diese Drohungen gingen „weit über Charlie hinaus“ und beträfen „alle Medien und sogar den Präsidenten der Republik“.

Rund hundert Medien in Frankreich riefen daraufhin zur Unterstützung der Zeitung und der Meinungsfreiheit auf. In einem am Mittwoch von zahlreichen Zeitungen, Radios und Fernsehsendern verbreiteten offenen Brief hieß es: „Die Feinde der Freiheit müssen verstehen, dass wir alle zusammen ihre unerschütterlichen Gegner sind, unabhängig von unseren Meinungsverschiedenheiten oder Überzeugungen.“

 Französische Polizisten in der Nähe des Tatorts.

Französische Polizisten in der Nähe des Tatorts.

Foto: dpa/Alain Jocard

Der Brief sei eine „kollektive Antwort“ auf die Drohungen und ein Aufruf zur Verteidigung „der Meinungsfreiheit und der Freiheit aller französischen Bürger“, erklärte Sourisseau. Der Brief trägt den Titel: „Lasst uns gemeinsam die Freiheit verteidigen“.

(peng/lha/afp/dpa/AP)
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